Es ist wahlweise immerhin ein kleiner Fortschritt oder doch leider eher ein Treten auf dem Stand – je nachdem, wie man(n) es sieht. Oder besser gesagt Frau: Denn in der jüngsten Studie des Grazer Vereins „Felin“ (Female Leaders Initiative) geht es um den Anteil von weiblichen Führungskräften in heimischen Unternehmen. Die Ergebnisse dieser Analyse lassen zumindest die Felin-Führung ein eindeutiges Fazit ziehen: Der langsame Fortschritt „ist enttäuschend“, ohne „verbindliche Zielvorgaben und Konzepte auf allen Ebenen“ gehe es offenbar nicht. Wie schauen nun die Detailergebnisse aus? Was sagt die Felin-Geschäftsführerin
dazu – und wie ist es in ihrer eigenen Firma um den Frauenanteil bestellt?

Die Studie: Seit dem Jahr 2017 untersucht Felin in einem Abstand von zwei Jahren, wie viele Frauen in den Führungsetagen der „100 umsatzstärksten steirischen Unternehmen“ sowie in den Beteiligungsgesellschaften von Land und Stadt Graz vertreten sind. Die jüngste Analyse dieser 153 Firmen ergab einen leichten Aufwärtstrend – doch „auf den großen Durchbruch warten
Frauen bis heute“, heißt es. So stellten Männer bei den Top-100-Firmen exakt 91 Prozent der Vorstandsmitglieder, 93 Prozent der Geschäftsführungsmitglieder und 80 Prozent der Aufsichtsräte.

Plus/Minus: Am höchsten ist der weibliche Anteil in den Aufsichtsräten bei Beteiligungen von Stadt und Land - allerdings stagniere dieser seit Jahren bei 44 bzw. 40%. Und: In der ersten Führungsebene (Vorstand, Geschäftsführung und Aufsichtsrat als Kontrollorgan) der Top 100 liege der Frauenanteil im Jahr 2023 bei 14, das sei „ein geringes Plus“ von einem Prozentpunkt gegenüber 2021.

Beteiligungen: Geht es um den höchsten Anteil an „Chefinnen“ bei landes- oder stadtnahen Firmen, so sind die jeweiligen Top-3 die Bergbahnen Turracher Höhe (100% Frauen im Aufsichtsrat) sowie das Bildungshaus Retzhof und die Volkskultur Steiermark GmbH (jeweils 67%) - sowie auf Stadtseite die Kindermuseum-GmbH (86%), das Kunsthaus (75%) und die Stadtmuseum-GmbH (67%).

An der Börse: Bei den börsenortientierten Unternehmen, die untersucht wurden, steht die ams-Osram AG mit 42% Frauen im Aufsichtsrat an der Spitze, bei AT&S sind es 29%. Hier verweisen die Studienautoren vor allem auf die Veränderungen seit 2017: Während damals bei AT&S der Anteil noch bei 25% lag, war er bei ams-Osram gar exakt bei null Prozent. Die Schlussfolgerung: Das seit 2018 bestehende Gleichstellungsgesetz (GFMA-G), welches eine verpflichtende Frauenquote von 30 % „für Aufsichtsräte sämtlicher börsennotierter Unternehmen sowie zusätzlich für Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten“ vorsieht,
zeige Wirkung. Aber...

Das Gesetz: .... eben dieses Gesetz habe laut Felin auch einige Haken. So komme es lediglich für rund 80 Unternehmen in Österreich zur Anwendung. Denn unter anderem sei es nur vorgeschrieben, wenn der Anteil der weiblichen Beschäftigten mindestens 20 Prozent beträgt. „Und in der Steiermark ist das in zwei von vier Unternehmen nicht der Fall.“

Die Maßnahmen: Insofern sieht Christiane Katschnig-Otter, Felin-Geschäftsführerin, die Quote zwar als guten Hebel „mit Vorbildwirkung“, aber sie sei „kein verbindliches Rezept“. Vielmehr brauche es in den Firmen selbst entsprechende Schritte. „Das beginnt schon beim Besetzungsprozess, der oft nicht gleichstellungsorientiert durchgeführt wird, weil das zeitintensiv ist und Geld kostet.“ Dabei sei es längst erwiesen, dass diverse Teams „kreativer und erfolgreicher“ agierten, so Katschnig-Otter.
Sie plädiert aber zugleich dafür, dass sich Frauen selbst bei der Nase nehmen: Zum einen müssten sie vielmehr darauf schauen, dass ihre Arbeit im Unternehmen auch gesehen wird. „Zum anderen ist es zweifellos so, dass Netzwerken dem Vorankommen in einer Firma dienlich ist. Genau darauf aber achten Frauen zu wenig. Wir sehen es selbst bei den Vernetzungstreffen, die wir anbieten: Natürlich können einige Damen oft nicht kommen, weil ihre privaten Betreuungspflichten mit dem Termin kollidieren. Sehr oft aber
sagen sie ab, weil sie einen konkreten Inhalt und damit vermeintlich einen konkreten Nutzen vermissen.“ Netzwerken allein sei oft kein Antrieb.

Christiane Katschnig-Otter: „Es braucht klar definierte Ziele in den Firmen“
Christiane Katschnig-Otter: „Es braucht klar definierte Ziele in den Firmen“ © KK

Die eigene Firma: Bleibt die Frage, wie es beim Unternehmen „Instahelp“ aussieht, wo Katschnig-Otters hauptberuflich tätig ist. „Die meisten unserer Führungsebenen sind mit Frauen besetzt, wir haben auch zwei Geschäftsführerinnen.“ Letzteres sende nach außen entsprechende Signale an Frauen, „darüber hinaus werden aber auch konkrete Schritte gesetzt.“ Zugleich gesteht Katschnig-Otter, „dass mentale Gesundheit, welche ja bei Instahelp im Fokus steht, bestimmt eher ein weibliches Thema ist“.