Während die Inflation im Euroraum weiter sinkt und nach einer Eurostat-Schätzung im November nur noch 2,4 Prozent betragen hat, ist die Teuerungsrate in Österreich laut Schnellschätzung der Statistik Austria mit 5,4 Prozent nach wie vor genauso hoch wie im Oktober.

Der auf europäischer Ebene vergleichbare Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg im Jahresabstand um 4,9 Prozent. Gegenüber dem Vormonat Oktober ist das Preisniveau in Österreich um 0,4 Prozent gestiegen.
„Damit ist der Trend sinkender Inflationsraten, den wir seit Anfang des Jahres beobachten, vorerst unterbrochen“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Donnerstag laut Mitteilung.

Das hat vor allem damit zu tun, dass die Haushaltsenergiepreise deutlich weniger dämpfend auf die allgemeine Inflation wirken als in den Monaten davor. Darüber hinaus gab es im November einen deutlichen Preisauftrieb bei Pauschalreisen“, so Thomas.

Politstreit entfacht

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) betonte in seiner Reaktion den positiven Aspekt: „Der deutliche Rückgang der Inflation seit Jahresbeginn ist sehr erfreulich. Mit 5,4 Prozent hat sich die Inflation seit dem Höchststand im Jänner halbiert und liegt unter dem Wert vor Ausbruch des Ukraine-Krieges“, so Brunner. Trotz Krisen sei die Kaufkraft in Österreich gestärkt worden und man habe Entlastungen wie die Abschaffung der kalten Progression umgesetzt.

SPÖ-Klubobmann Philip Kucher reagierte hingegen „alarmiert“, die Inflation in Österreich sei nach wie vor die höchste in Westeuropa: Im Vergleich zum Vorkrisenniveau seien die Mieten in Österreich um bis zu 25 Prozent gestiegen, die Energiekosten um 61 Prozent und die Lebensmittelpreise um 23 Prozent.

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz war der Koalitionsregierung vor, nichts gegen die hohen Energiekosten zu unternehmen.

Österreich steht im Vergleich schlecht da

Österreich hat nach der Slowakei und Kroatien die dritthöchste Euro-Inflationsrate in der Eurozone. In Belgien setzte sich hingegen der Trend zu günstigeren Preisen fort: Die Rate lag dort im November bei -0,7 Prozent (nach -1,7 Prozent im Oktober). Auch Italien (0,7 Prozent) und Finnland (0,8 Prozent) wiesen sehr niedrige Teuerungsraten auf. Deutschland lag mit 2,3 Prozent im Mittelfeld. Die höchsten Raten wurden in der Slowakei (6,9 Prozent) und Kroatien (5,5 Prozent) gemessen.

Als Frühindikator für die Inflation gelten oft die Erzeugerpreise - wenn die Kosten für die Herstellung von Gütern steigen, neigen Unternehmen dazu, diese erhöhten Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, was zu einem Anstieg der Verbraucherpreise führt. Im Oktober waren die Erzeugerpreise laut aktueller Veröffentlichung der Statistik Austria um 4,0 Prozent niedriger als im Oktober 2022. Im September 2023 hatte die Jahresveränderungsrate −3,8 Prozent betragen, im August −2,4 Prozent.

Die Inflation ist aber auf beiden Seiten des Atlantiks insgesamt im Sinkflug und lässt damit die Aussichten auf Zinssenkungen im kommenden Jahr steigen. Seit Einsetzen des Inflationsschubs vor mehr als zwei Jahren war daran eigentlich nicht zu denken. Die EZB fährt nach einem Zinsstakkato von zehn Erhöhungen zwar weiter auf Sicht und signalisiert eine längere Pause. 

Bei der EZB will man von einer Diskussion über Zinssenkungen vorerst jedoch noch nichts wissen: Bundesbankchef Joachim Nagel, der gerne das Bild vom „gierigen Biest Inflation“ bemüht, warnte bereits wiederholt davor, voreilig den Sieg über die Teuerung zu verkünden. Es wäre verfrüht, die Zinssätze bald zu senken oder über solche Schritte auch nur zu spekulieren.