Was uns derzeit alle massiv bewegt, was in Büros hitzig diskutiert wird und die Elastizität von Familienbanden prüft – all das findet hier seinen Niederschlag: Basierend auf Daten des Gesundheitsministeriums weist das Land den aktuellen Impfstatus aller Steirer aus. Im Hinblick auf Graz und die Umlandgemeinden zeigt dies eines: In puncto „Vollimmunisierung“ der Einwohner sind 65 Prozent derzeit das Höchste der Gefühle.

Dahinter verbergen sich aber auch 100 Prozent an Überzeugung genauso wie Skepsis und Abneigung – und an Unverständnis für die andere Seite. Und damit die vielleicht größte Herausforderung für uns alle: Wie weit kann ein „Impfdruck“ gehen? Und was macht es mit einer Gesellschaft, die einen Teil der Menschen von Sport, Kultur und Co. aussperrt – selbst aus hehrsten Motiven?

Faktum ist, dass mit Stand von Montag in der Landeshauptstadt selbst 54,6 Prozent der Bürger alle notwendigen Impfdosen erhalten haben (siehe Grafik). Und: 177.662 Grazerinnen und Grazern (das sind 61 Prozent der Bewohner) wurde die erste Spritze verabreicht.

In diesem Bereich bewegen sich auch die meisten der 36 Umlandgemeinden – abgesehen von zwei Ausreißern nach oben und unten: So weist Kainbach bei Graz mit 65,2 Prozent den höchsten Wert an Vollimmunisierung auf – Feldkirchen mit 51,5 Prozent wiederum den niedrigsten.

„In unserer Gemeinde ist der Altersdurchschnitt und damit die Impfrate sicher höher. Außerdem sind ja die Lebenswelten der Barmherzigen Brüder in unserem Ort“, relativiert Kainbachs Bürgermeister Matthias Hitl den Spitzenplatz von sich aus. Daher ortet er dennoch „Luft nach oben, allerdings auf freiwilliger Basis“.

Erich Gosch, Ortschef in Feldkirchen, sieht erst recht „einen großen Aufholbedarf, mit diesen Zahlen bin ich natürlich nicht zufrieden.“ Doch es sei jedermanns „höchstpersönliche Entscheidung“.

Mit ihrem Amtskollegen, dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, eint die beiden ein Ziel: Niederschwellige Angebote bieten. Im Grazer Rathaus etwa prüft man „Impfbusse“, die in Freibädern haltmachen. Und was sagt Nagl zum Vorstoß seines Parteikollegen? So wie die gesamte Landesspitze sprach sich auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer dafür aus, dass künftig nur noch Geimpfte ins Theater oder zum Fußballmatch dürfen. Nagl: „Vorerst geht es mir ums Appellieren. Aber wenn es nicht fruchtet, braucht es irgendwann verschärfte Maßnahmen.“