Dass im Titel dieses Berichts das plakativste Detail vorkommt, passt im Grunde zu jenem „Profitdenken“, das Klaus Purkarthofer sauer aufstößt. Denn die Tatsache, dass die Mitarbeiter des 41-Jährigen die Gehälter in der Eismanufaktur in Fernitz-Mellach selbst bestimmten – und damit auch den Lohn ihres Chefs Purkarthofer –, sei nur einer von vielen Punkten des radikalen Umbruchs seiner Firmenstruktur. Dieser drehe sich um Führung, Vertrauen und neue Arbeitswelten. Dafür ließ Purkarthofer mit Blick auf Klimakrise und Personalnotstände gewohnte Hierarchien schmelzen.

Ende 2023 berichtete die Kleine Zeitung über diesen Wandel: In der Gemeinde südlich von Graz wollte es der 41-Jährige nicht bei Eiszutaten aus „regenerativer Biolandwirtschaft“ belassen. Und auch nicht bei Vier-Tage-Arbeitswochen bei dem Versuch, bewährte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten sowie neue zu finden. „Nach eurem Bericht ist es so richtig losgegangen“, lacht Purkarthofer heute. Vor ein paar Tagen erst habe er bei einem Kongress darüber referiert, über Wertschätzung, Profitdenken und neue Antworten „auf die Frage, was Erfolg ist“. Das Interesse an seinem Modell „ist mega, das tut ehrlich gesagt gut“.

Besonders aber taugt ihm, dass dieser Umbruch intern funktioniert: „Ja, es gelingt.“ Was er seit Ende 2023 gelernt hat? „Dass passende Arbeitsmodelle etwas völlig Individuelles sind. Der eine will Geld machen, die andere möglichst oft im Homeoffice arbeiten. Die Kunst besteht darin, als Unternehmen darauf einzugehen. Um als Arbeitgeber möglichst attraktiv zu sein.“

Höhere Gehälter? „Dann müssen wir mehr einnehmen“

Also überließ es Purkarthofer seinem Team, das im Sommer rund 25 Köpfe umfasst, die Gehälter selbst festzulegen. Auch seines, „alles andere wäre verlogen“. Zuvor gewährte er Einblicke in die Bilanzen, in Kollektivverträge und mehr. Und danach, als die Entscheidung gefallen war – die Löhne sind generell nun etwas höher als zuvor, der Chef selbst verdient zweieinhalbmal so viel wie der bestbezahlte Mitarbeiter – betonte Purkarthofer, „dass wir dann halt auch mehr einnehmen müssen“.

Bislang habe man nichts adaptieren müssen, nach einem Jahr werde man ohnehin genau Bilanz ziehen. Hat der 41-Jährige damit eigentlich intern Autorität eingebüßt? Er lacht: „Bei Autorität geht es oft ja nur um das Legitimieren der Rolle als Chef, um Kontrolle der Mitarbeiter und um das Ausüben von Macht. Abgesehen davon, dass Verantwortung und Risiko für die Firma ja bei mir bleiben, verstehe ich Führung als Fördern von Selbstführung. Und das passiert, viele Aufgabenfelder haben sich bei uns verschoben. Und für all das ist unser Eis ein schönes Mittel zum Zweck.“