Wann ist ein Apfel aus Neuseeland klimaschonender als ein Apfel aus Österreich, der seit Monaten im Kühlhaus liegt? Und was war noch mal besser: Bio oder Regional? Mit Fragen, die sich wohl so mancher im Supermarkt vor dem Regal stellt, beschäftigt sich auch die Fachhochschule Joanneum, genauer das Team des Forschungsschwerpunkts "Nachhaltige Lebensmittelsysteme".

"Das Charmante an der Nachhaltigkeitsforschung ist, dass sie unendlich komplex ist", sagt Simon Berner aus dem Forschungsteam. "In Wahrheit müssten wir die ganze Welt zugleich anschauen, weil alles mit allem zusammenhängt." Ein aktuelles Projekt, das dem Konsumenten durch das Wirrwarr der Lebensmittelsysteme helfen soll, trägt den Namen "City Food Basket".

Auf Nachhaltigkeit und Gesundheit geprüfte Körbe

Es sieht vor, Warenkörbe mit regionalen Produkten für verschiedene Konsumtypen – wie etwa Single oder Vegetarier – zu entwickeln. "Der regionale Warenkorb ist wie das ausgeweitete Gemüsekisterl, ich hole es mir einmal in der Woche und da sind die Mengen und die Produkte drinnen, die meinen wöchentlichen Lebensmittelbedarf und meine Vorlieben abdecken", erklärt Projektleiterin Ulrike Seebacher.

Hartmut Derler und eine Studentin der FH Joanneum gehören ebenfalls zum Forschungsteam
Hartmut Derler und eine Studentin der FH Joanneum gehören ebenfalls zum Forschungsteam © FH Joanneum/Weiß

Die Körbe sind also mengenmäßig darauf abgestimmt, was gut für den Körper ist. Außerdem prüft ein darauf spezialisiertes Unternehmen die Körbe auf ihre Nachhaltigkeit. Gerade ist man dabei, die verschiedenen Konsumtypen zu erörtern und den Inhalt der Körbe zu konzipieren. Als Nächstes will man etwa Anbieter und Händler ins Boot holen.

Die regionalen Warenkörbe haben ihren Ursprung im Sondierungsprojekt "Smart Food Grid Graz". Es ging dabei darum, eine Art Plan, besser gesagt eine Karte, zu erstellen, die zum Ziel führen soll, dass bis zum Jahr 203030 Prozent der für Graz benötigten Lebensmittel aus einem Umkreis von 30 Kilometern bezogen werden.

Aus dieser Karte resultiert die aktuelle Forschung
Aus dieser Karte resultiert die aktuelle Forschung © FH Joanneum/Weiß

Programm zum Netzwerken, Wissen vermitteln und Produkte entwickeln

Aus der Karte ist auch die Idee des "Food Innovation Incubator" im Rahmen des EU-Projekts "Fairchain" entstanden. Man will kürzere und innovativere Lebensmittelketten erforschen, dabei soll der Incubator helfen. Es handelt sich um ein Programm, in dem Ko-Kreateure – das können beispielsweise Bauern oder Händler sein – gemeinsam mit den Forschern Produkte, Prozesse und Geschäftsideen umsetzen.

Im Labor werden neue Produkte entwickelt
Im Labor werden neue Produkte entwickelt © FH Joanneum/Weiß

Herzstück ist das Labor an der FH. Die "professionell eingerichtete Küche", wie Simon Berner das "Food Processing Lab" liebevoll nennt, soll Ort fürs Netzwerken, für den Wissenstransfer und für die Produktentwicklung sein.

Die aktuelle Forschung fließt übrigens in die Lehre des Bachelorstudiums "Nachhaltiges Lebensmittelmanagement" und des Masters "Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung" mit ein.

Johannes Hass, Studiengangsleiter vom Masterstudium "Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung" und Herbert Böchzelt, Studiengangsleiter vom Bachelorstudium "Nachhaltiges Lebensmittelmanagement"
Johannes Hass, Studiengangsleiter vom Masterstudium "Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung" und Herbert Böchzelt, Studiengangsleiter vom Bachelorstudium "Nachhaltiges Lebensmittelmanagement" © FH Joanneum/Weiß