Unzählige Videos belegen es: Am gestrigen Dienstag gab es tatsächlich einen Tornado in Graz! „Ja, Tornados in Österreich sind selten, aber sie kommen vor“, sagt dazu Christian Pehsl von Geosphere Austria. Fünf bis zehn solcher Wirbelsturmereignisse gebe es im Durchschnitt jedes Jahr in Österreich – es kann aber durchaus eine Dunkelziffer geben, denn ein Tornado ist kurzlebig und muss während seines Auftretens beobachtet werden, um von der Statistik erfasst zu werden.

Überhaupt sind Tornados schwer zu fassen, wie der Experte erklärt: „Es ist nicht möglich, die Windgeschwindigkeit zu messen, die Stärke eines Tornados wird erst im Nachhinein bestimmt“, sagt Pehsl. Das geschieht anhand der entstandenen Schäden: In Graz kam es zu entwurzelten und umgestürzten Bäumen, auch Dächer wurden beschädigt. Die bisherige Auswertung von Fotos der Schäden bescheinigt dem Grazer Tornado eine Windgeschwindigkeit von etwa 110 km/h bzw. eine Stärke von F1 nach der Fujita-Skala. Anhand dieser Skala werden Tornados je nach dem verursachten Schaden klassifiziert, die niedrigste Stufe ist dabei F0.

Christian Pehsl von Geosphere Austria
Christian Pehsl von Geosphere Austria © KLZ / Fuchs Juergen

20 Feuerwehreinsätze durch Tornado

Im Jahr 2023 wurden in Österreich sieben Tornados in der Datenbank erfasst – die meisten seien kurzlebig und eher schwächer, sagt Pehsl. Der Grazer Tornado am Dienstag sorgte immerhin für 20 Feuerwehreinsätze, wobei es sich vor allem um umgestürzte Bäume und Schäden an Dächern handelte.

Der heftigste in Österreich registrierte Tornado zog 1916 über den Norden von Wiener Neustadt und tötete 34 Menschen und verletzte 328. Zahlreiche massiv gebaute Häuser wurden zerstört, die Schneisenlänge betrug rund 20 Kilometer.

Kleine-Zeitung-User Milad schickte uns dieses Video aus Graz:

Welche „Zutaten“ braucht es nun, damit sich ein Tornado entwickelt? „Tornados sind immer an Gewitterzellen gebunden, es braucht also zunächst die Zutaten für ein kräftiges Gewitter“, sagt Pehsl. Entscheidend dabei sind labile und feuchte Luftmassen, wie sie gestern in Graz deutlich zu spüren waren: Es war sehr schwül, die Wolken hingen tief, die Luft war von Feuchtigkeit gesättigt. Dazu kamen dann unterschiedliche Windgeschwindigkeiten in unterschiedlichen Richtungen – daraus könnten sich diese typischen Luftwirbel bilden.