Es ist tatsächlich der früheste Hitzetag in Österreichs Messgeschichte und zehn Tage früher als beim bisherigen Rekord. Noch vor zwei Stunden sagte Christian Pehsl, Meteorologe von Geosphere Austria: „Es wird heute sehr knapp werden.“ Um 16 Uhr ist es Gewissheit. Die Steiermark ist Hitzepol Österreichs an diesem Sonntag, in Bruck an der Mur wurden 30,0 Grad gemessen. Den bisher frühesten 30er gab es am 17. April 1934 in der Stadt Salzburg.

„Bruck an der Mur war definitiv der erste 30er des Jahres in Österreich“, bestätigt Thomas Wostal von der GeoSphere. Am zweitwärmsten ist es in Reichenau an der Rax (29,8 Grad), gefolgt wieder von einer steirischen Messstation: Leoben (29,3 Grad).

Sommer im April

Die Höchstwerte liegen an diesem Wochenende um zehn bis 15 Grad über den für Anfang April typischen Werten. Schon am Samstag wurden hohe Temperaturen in der Steiermark gemessen: 28,4 Grad in Bruck an der Mur, in Graz gab es 27 Grad um 17 Uhr, in Klagenfurt 24,3 Grad.

Außerdem verzeichneten am Sonntag mit Stand 16 Uhr bereits 200 der knapp 280 Wetterstationen der GeoSphere Austria einen Sommertag, das heißt, es wurden mindestens 25 Grad gemessen. Und: die höchsten Temperaturen des Tages sind dabei erst zwischen 16.30 Uhr und 17.30 Uhr zu erwarten.

Südwestströmung bringt heiße Luft aus Afrika

26 bis 28 Grad hatte es am Sonntag um 14 Uhr schon in Hartberg, Leibnitz, Deutschlandsberg, Bad Gleichenberg, Fürstenfeld, Gleisdorf, Feldbach, Bruck und Murau.

„In den nächsten ein, zwei Stunden sind noch die größten Sprünge möglich“, sagte Meteorologe Pehsl gegen 13.30 Uhr. Es würde ihn nicht verwundern, wenn schlussendlich wieder eine obersteirische Station den Tageshöchstwert erreicht – dies ist am späteren Nachmittag eingetreten. „In der Früh ist es dort noch kühler als im Süden, aber die Region holt über den Nachmittag meist schnell auf.“

Grund für die ungewöhnlich hohen Temperaturen ist eine Südwestströmung, die extrem warme Luft aus Nordafrika nach Österreich bringt.

Rekord von Leibnitz überholt

Einen Hitzetag (also mindestens 30 Grad) hat es so früh im Jahr noch nie in Österreichs Messgeschichte gegeben. Den bisher frühesten 30er gab es am 17. April 1934 in der Stadt Salzburg. In der Steiermark fiel die Marke 1968 am 24. April in Leibnitz. „Dieser Rekord gilt seit über 50 Jahren, und wurde damals erst Ende April gemessen“, meint Pehsl.

Die Temperaturen seien für die Jahreszeit „wirklich nichts Alltägliches“, erklärt der Meteorologe. Vergangenes Jahr wurde die 30-Grad-Grenze erst im Juni erreicht, im April 2023 wurden 23 Grad als Höchstwert in der Steiermark gemessen. „Extremwerte werden nicht das neue Normal“, glaubt Pehsl, aber „die Mitteltemperaturen steigen an.“ So hätte schon der Februar heuer März-Temperaturen gebracht, der März wiederum Werte wie im April.

Erster Hitzetag immer früher

Durch die Klimaerwärmung würden sehr warme Wetterlagen immer früher auftreten, so die Expertinnen und Experten der Geosphere. Auch in durchschnittlichen Jahren würde die 30-Grad-Marke mittlerweile deutlich früher erreicht als noch vor einigen Jahrzehnten. „In der jüngeren Vergangenheit, in der Klimaperiode 1991 bis 2020, wurde in Österreich der erste 30er im Durchschnitt am 19. Mai erreicht, wobei die typische Schwankungsbreite von Anfang Mai bis Anfang Juni reichte“, sagt Alexander Orlik, Klimatologe bei Geosphere Austria, „in der Klimaperiode 1961 bis 1990 wurde die 30-Grad-Marke im Durchschnitt am 30. Mai erreicht, mit einer typischen Schwankung von Mitte Mai bis Mitte Juni.“