„Paul ist ein sehr sozialer Mensch. Ein geduldiger Zuhörer, immer da, wenn jemand Hilfe braucht.“ Liebevoll streichelt Natascha Krischan, Pauls Mutter, über die Schulter ihres Sohnes. Seit dem folgenschweren Unfall im Juni ist sie keinen Tag von seiner Seite gewichen. Dieser eine Tag, der das Leben der Familie bis in seine Grundfesten erschüttert hat.

Ein harmloser Sturz, hat es damals den Anschein. Hand und Hüfte schmerzen, nichts Dramatisches für den 15-jährigen Steirer, der seit dem achten Lebensjahr begeisterter Skater und dabei stets auf Sicherheit bedacht ist. Das bläut er auch Freunden ein: Fallen üben, erst dann aufs Board. Als Paul in den Morgenstunden erbricht, wankt, nur „verwaschen“ spricht, ist klar, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Die Not-OP im Krankenhaus verläuft gut, Paul werde schon bald auf die Normalstation verlegt werden, heißt es. Doch dazu kommt es nicht: Sein Zustand verschlechtert sich rapide, eine zweite OP wird durchgeführt, dabei die Schädeldecke geöffnet. Ein Aufatmen folgt nicht. Tetraplegie, Lähmung aller Extremitäten, lautet die Diagnose, die linke Gehirnhälfte ist versehrt.

Aber es gibt Licht. Nach vier Monaten Krankenhaus hat sich Pauls Zustand so weit stabilisiert, dass er in das ReKIZ, das neurologische Rehazentrum Salzburg, verlegt werden kann. Dort erobert er sich mithilfe eines engagierten Reha-Teams Bruchstücke seines Lebens zurück. Clara Havas, klinische Psychologin, zeigt sich zufrieden mit Pauls Fortschritten: „Wenn er ein gutes Energielevel hat, kann man ihm Fragen stellen, Kopfschütteln geht ganz gut. Ein „Ja“ ist, dass er die Augen lange zumacht. So arbeiten wir uns langsam vor, damit ich ihn fragen kann, wie es ihm geht, was ihm weh tut, was ihn beschäftigt.“

Natascha Krischan kommt in der Kommunikation eine wichtige Rolle zu. Sie ist Pauls Sprachrohr, kann seine Zeichen deuten und so einen wichtigen Beitrag zur Reha leisten. „Man merkt, Pauli ist gefangen in seinem Körper. Er ist da, aber er kommt nicht heraus“, schildert sie ihre Beobachtungen. In der Betreuung ihres Sohnes gönnt sich die dreifache Mutter keine Pause. Obwohl sie selbst gesundheitlich zu kämpfen hat. Eine seltene Autoimmunerkrankung, die in Schüben auftritt, zeigt ihr klar Grenzen auf – die sie immer wieder überschreitet. „Weil der Paul wichtiger ist“, sagt sie mit fester Stimme. Daniel Meikl, Sozialarbeiter an der Klinik, mahnt sie oft, sich Ruhezeiten zu gönnen. Und kümmert sich um vieles, was den Alltag jetzt und in Zukunft angeht: „Wir rechnen damit, dass Paul in sechs Monaten nach Hause gehen kann. Das kommt auf seine Fortschritte an und wie zuhause der Umbau läuft.“ Aus langjähriger Erfahrung weiß er um die finanzielle Belastung, die „Zuhause“ bedeutet: „Die Therapiegeräte kosten mehrere Tausend Euro, davon wird nur ein Teil übernommen.“ Mit den Geräten ist es natürlich längst nicht getan: Ein Rollstuhllift wird benötigt, das Bad muss barrierefrei umgebaut werden – die Liste ist lang, die Kosten enorm. Wir wollen helfen, dass Paul gut zuhause ankommen kann. In seinem gewohnten Zimmer, das für den leidenschaftlichen Gamer und Hobby-Mechaniker Wohlfühlort ist. Zuhause eben.