Ein rot-weiß-rotes Snowboard-Trio geht beim Heim-Weltcup in Bad Gastein einmal mehr auf Angriff. Claudia Riegler (47), Andreas Prommegger (40) sowie Benjamin Karl (35) gehören schon lange nicht mehr zu den jungen Wilden, dafür zeigen sie den Youngsters immer wieder aufs Neue ihre Grenzen auf. Eine Kombination aus diversen Faktoren machen die Ausnahmeathleten so erfolgreich.

Claudia Riegler: Die „Grande Dame“

Seit 1994 mischt die Flachauerin Claudia Riegler den Snowboard-Zirkus auf. Mit 47 Jahren zählt sie zwar zum „alten Eisen“, doch das hindert die Weltmeisterin von 2015 nicht daran, die Youngsters alt aussehen zu lassen. Beim letzten Weltcuprennen in Scuol landete sie mit lediglich zwei Hundertstelsekunden Rückstand auf dem undankbaren vierten Rang. Meditation, Yoga, die richtige Überzeugung sowie Einstellung zu ihrem Alter sind einzelne Komponenten ihres Erfolgsrezepts. „Mein größter Ansporn ist zu zeigen, was in meinem Alter möglich ist. Es gibt für mich keine Regeln, meine Grenzen setze ich mir selbst.“ Midlife Crisis? Fehlanzeige. „Ich weiß, dass Gedanken etwas mit uns machen. Klar hat jeder Mensch Zweifel, doch mein Fokus ist stets dorthin gerichtet, was ich erreichen will“, sagt Riegler, die die Ausbildung zur Neuromentaltrainerin absolvierte. In ihrem „Wohnzimmer“ in Bad Gastein ist, wie sie erzählt, „alles möglich. Ich liebe es hier.“ Olympia in Peking 2022 schlummert bereits in ihrem Hinterstübchen.

Benjamin Karl: Die Maschine par excellence

Seine Erfolgsgeschichte ist nicht enden wollend und mit 35 ist bei Benjamin Karl noch lang nicht aller Tage Abend. „Snowboard ist eine enorm technische Sportart. Was den Alten zugutekommt, ist, dass wir wenig Verletzungen beklagen. Dazu kommt unsere Erfahrung, Konstanz und Talent. Als ich ins Team kam, habe ich den Weg vorgegeben, in puncto Professionalität und Zielstrebigkeit. Die Messlatte lag danach hoch“, erzählt der Wahl-Lienzer, der ein Paradebeispiel eines Modellathleten ist. Die Leiden, wie Kreuzschmerzen, die er mit 25 verspürte, sind verflogen, da er sein Training umgestellt hat und abwechslungsreicher trainiert. Den Erfolg beschreibt er als mehrstelliges Fahrradschloss: „Das Material ist ein Thema. Wir haben verschiedenste Schneearten und Kurssetzungen. Wenn du das richtig zusammenstellst, die Routine mit einfließen lässt und etwas Glück hast, findest du eventuell die passende Kombi für den jeweiligen Tag.“ Mit Gastein verbindet ihn eine Hassliebe – vom Quali-Out bis zum Sieg war alles dabei.

Andreas Prommegger: Der "komplette" Polizist

„Was uns auszeichnet, ist, dass wir ein starkes ÖSV-Team sind. Nur in den Rennen setzen sich die Arrivierten öfter durch, auch wenn von den Jungen immer wer hineinfahren kann. Im Laufe der Jahre, die von Erfolgen geprägt war, haben wir uns Routine erarbeitet und die mentale Stärke wächst mit. Das ist sicher entscheidend“, sagt Andreas Prommegger, der heuer in Carezza Zweiter wurde. Nur 0,01 Sekunden fehlten dabei auf seinen Teamkollegen Karl. Beim 40-Jährigen ist rundherum alles geebnet – er hat seit mehreren Jahren seinen Job bei der Polizei. „Wenn du eine Familie mit zwei Kindern hast, kannst du nicht nur dahinfahren und schauen, was passiert. Durch die Polizei bin ich abgesichert und habe das Privileg, Snowboarden zu können. Das Feuer brennt nach wie vor, doch ich höre auf meine Wehwehchen“, sagt der Salzburger, der vergangene Saison Slalom-Kristall holte. „Das war cool, denn im Slalom musst du viel spritziger sein. Da komme ich mit 40 daher und schnappe sie mir. Das hat mich kompletter gemacht.“ Olympia 2022? "Wieso nicht?!"