An die Athleten aus Estland bei der Nordischen Weltmeisterschaft 1999 in der Ramsau kann sich Franz-Josef Rehrl am besten erinnern. Zwei Silber- und eine Bronzemedaille haben die Sportler aus dem baltischen Staat in der Steiermark gefeiert - und Rehrl war als Sechsjähriger für die estische Flagge verantwortlich. "Sonst weiß ich nicht viel. Ich hab damals lieber im Schnee gespielt", lacht er.

So wie es sein Sohn gerne macht: Der Beweis ist eine Bobbahn direkt vor dem Küchenfenster. Dass jetzt wieder über eine Nordische Weltmeisterschaft in Rehrls Heimatort nachgedacht wird, "bedeutet mir viel". Und obwohl sich 2029 als "Aktiver" noch ausgehen könnte, geht es Rehrl gar nicht darum, eine WM im Heimatort zu erleben. "Es wäre wichtig für die Ramsau", sagt der 29-Jährige. Die Sprungschanze - für die WM 1999 errichtet - ist in die Jahre gekommen. Die Infrastruktur - Rehrl spricht von den Parkplätzen - ist nicht mehr zeitgemäß. "Der Leistungssport rückt in den Hintergrund", sagt Rehrl. "Es geht um die Zukunft, um meine Kinder. Damit sie gute Verhältnisse zum Erleben des Sports haben."

Und um die Bemühungen der Ramsauer zu untermauern, hofft Rehrl auf viele Zuschauer beim Weltcup am Wochenende. "Man muss wieder eine Faszination in unseren Sport reinbringen. Es geht auch um die Show - und dafür sind die Zuschauer wichtig." Denn: "Es geht für unsere Sportart um sehr viel. Es geht um unseren Olympia-Startplatz", sagt Rehrl.

Und auch da denkt Rehrl nicht an sich selbst. 2026 sind die Nordischen Kombinierer - zumindest die männlichen - noch fix dabei, 2030, das Kombinierer-Aus im Raum steht, ist Rehrl möglicherweise in der Sportlerpension. "Da bin ich einer vom alten Schlag", sagt Rehrl. "Ich bin bald 30 Jahre alt, hab 20 Jahre meines Lebens in die Sportart reingesteckt und jetzt wird darüber geredet, dass sie eingestampft wird." Als einer, der "an der Weltspitze herumhupft und läuft", sieht Rehrl es als seine Pflicht an, etwas für den Sport zu tun. "Wir müssen es den Jungen ermöglichen, dass sie selbst auch einmal Vorbilder werden können."

So wie Rehrl selbst. Oder auch Johannes Lamparter: Der Doppel-Weltmeister macht sich keine Sorgen, dass die Nordischen 2030 nicht mehr dabei sind. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir 2030 dabei sind - Männer und Frauen", sagt der Tiroler. "Bis 2030 kann man einiges verändern und spannender machen. Und die Kombination nach außen besser verkaufen."

Das hat das IOC gefordert, die Kombiniererinnen für 2026 ausgeschlossen und den Herren für 2030 die Rute ins Fenster gestellt. Die Proteste, zunächst nur wegen der Ausschließung der Frauen für 2026, laufen. Die norwegische Firma Swix hat eine Onlinepetition gestartet, Herren und Frauen zeigen bei Weltcups klar die Abneigung gegen die Ausgrenzung der Frauen. Durchaus pikant: In jeder anderen Sportart sind Männer und Frauen am Start, die Nordische Kombination bildet 2026 die einzige Ausnahme.

"Die Damenskispringerinnen haben auch Zeit gebraucht", sagt Lamparter. Und Herren-Kombinations-Trainer Christoph Eugen erinnert daran, dass das Niveau bei den Skispringerinnen beim Olympia-Debüt 2018 in Sotschi auch nicht brilliant war. "Ich sehe die Entwicklung im Damensport sehr positiv, finde die Entwicklung sehr gut", sagt Eugen. "Es gibt viele Nationen, die Kombination betreiben. Das stimmt mich zuversichtlich", sagt er. Vor allem spannender wären die Wettkämpfe der Frauen geworden: "Am Anfang konnten drei von uns aufs Podest laufen, jetzt kämpfen zehn bis 15 ums Stockerl", konkretisiert Österreichs beste Kombiniererin Lisa Hirner.

Frauen-Trainer Bernhard Aicher geht sogar einen Schritt weiter: "Ich glaube, dass es für 2026 noch ein Hintertürl gibt", sagt er. Im April 2023 soll eine endgültige Entscheidung gefällt werden. "Viele sehen die offene Tür nicht mehr und setzen alles auf 2030. Ich bin der Meinung: Es kann nur dazugehören", sagt Aicher. Die Herangehensweise, die der Murauer wahrnimmt: "Ich glaube, dass die Athletinnen die Entscheidung gut verdaut haben." Eine "Jetzt erst Recht"-Mentalität wäre zu erkennen. Hirner: "Es liegt nicht an uns Sportlerinnen. Wir können nur unser Bestes geben, sonst haben wir wenig Einfluss."