Können sich die ÖSV-Adler heute für ihr bisher mäßiges Auftreten bei der Vierschanzentournee rehabilitieren? Die Chancen dafür stehen gut, denn die Paul-Außerlechner-Schanze ist der erklärte Lieblingsbakken von Kraft, Hayböck und Co. Und das hat einen guten Grund: Die Schanze in Bischofshofen ist mit ihrem langen, flachen Anlauf einzigartig auf der Welt. Der Radius ist für die Athleten kaum zu spüren, anders als gewohnt müssen sie selbst eine gewisse Vorspannung aufbauen, um den Absprung perfekt zu erwischen. Zudem trainierte keine andere Nation öfter dort als die Österreicher, was heuer vor allem den corona-bedingten Reisebeschränkungen geschuldet war.

Dass sich die ÖSV-Adler auf ihrer Heimschanze wohlfühlen, haben sie in der Qualifikation gezeigt, alle Sportler sind heute dabei. Andere, wie etwa Karl Geiger, brauchen viel länger, um sich auf Bischofshofen einzustellen. Der Tournee-Sechste Anze Lanisek ist heute überhaupt nicht dabei. Er machte einen typischen Fehler für diese Schanze und sprang zu früh ab.

Eine weitere Eigenart des Bakkens ist, dass viel größere Weiten- und Punkteabstände zwischen den Athleten möglich sind. Mit einem tollen Sprung kann man sich deutlich von seinen Konkurrenten absetzen, was den Kampf um die Gesamtwertung noch einmal spannend machen kann. Die Polen sind zwar in bestechender Form und gerade Kamil Stoch und Dawid Kubacki erfahrene Gewinnertypen, doch ich schreibe Halvor Egner Granerud noch nicht ab.

Sein Trainer Alex Stöckl ist ein Coach, der taktisch an einen Bewerb herangeht, sich schon im Vorfeld gut überlegt, was an Gate-Verschiebungen möglich ist. Granerud fehlen auf die Spitze 20,6 Punkte. Gregor Schlierenzauer gelang es mit so einem taktischen Schachzug, 2013 in Innsbruck sogar 23,2 Punkte herauszuholen und die Tourneewertung noch zu drehen. Doch für eine Verkürzung müssen die Bedingungen stimmen und der betroffene Sportler sich absolut sicher fühlen.