Cornelia Hütter gehörte zu den besten Abfahrerinnen der Welt, hatte praktisch ein Abo auf Top-ten-Plätze. Dann begann die Verletzungsserie: 2019 erst ein Trainingssturz auf der Reiteralm, bei dem sie eine Lungenprellung und eine Läsion der Milz erlitt. Es folgte eine Zwangspause wegen einer Knorpelfraktur der rechten Oberschenkelrolle, später ein Sturz in Garmisch-Partenkirchen samt Innenbandeinriss im rechten Knie und einen Muskelfaserriss in der linken Wade. In Soldeu erwischte es sie dann zum dritten Mal in nur einem Winter mit einem Kreuzbandriss sowie einer Innenband- und Meniskusverletzung im linken Knie schwer. 2020 wieder ein Kreuzbandriss im linken Knie. Dann eine Ellenbogenverletzung und Lungenquetschung im Dezember 2021.

Doch nichts konnte die Lebensparnterin von ÖSV-Speedfahrer Christian Walder bremsen. Wie ein Steh-auf-Männchen kämpfte sich die Steirerin wieder zurück. Nun freut sie sich auf die heutige Abfahrt in Zauchensee, obwohl das Abschlusstraining gar nicht nach Wunsch verlief - Platz 36 mit 3,25 Sekunden Rückstand auf die Schnellste, Sofia Goggia: "Damit kann ich nicht zufrieden sein, der Rückstand ist zu groß. Jetzt gilt es über Nacht durch genaue Videoanalyse die drei Sekunden zu finden. Wenn du beim Rückstand in einem Bereich bis, der einigermaßen okay ist, schläfst du wesentlich besser."

Was die 29-Jährige positiv stimmt, ist die Tatsache, dass "ich noch nie eine Trainingsweltmeisterin war, dafür zur Rennenfahrerin geboren bin. Ich hoffe, dass das Adrenalin rechtzeitig vor dem Start einschießt, ich dann den Ski ordentlich laufen lasse, nicht nur schön fahre." Hütter nahm die 3,25 Sekunden mit Humor: "Ich war lange unterwegs und hatte daher lange Spaß." Der fehlte der zweifachen Weltcup-Siegerin lange Zeit: "Die im Dezember in St. Moritz erlittene Lungenquetschung hat mich schon viele Tage begleitet, Probleme gemacht. Die Ellenbogenblessur war schneller ausgeheilt, ich tape die Stelle vor dem Training und den Rennen zur Vorsicht aber noch immer. Für den Alltag geht es auch so. Wenigstens muss ich keine Medikamente mehr nehmen. Die Knie melden sich natürlich hin und wieder."

Mehr als die Olympia-Qualifikation beschäftigt sie derzeit Corona: "Es bleibt  nichts anderes übrig, als die sozialen Kontakte zu minimieren. Es ist schlimm, da ich mich von Menschen, die ich sehr mag, distanzieren muss, es ist alles komplett irr. Wenn du das nicht ausblenden kannst, wirst du deppert und brauchst einen Psychiater. Wir wohnen jetzt in Einzelzimmern, jede läuft allein herum, du beginnst alle Gegenstände zu desinfizieren, um dich selbst zu schützen."

ÖSV-Team: Nadine Fest, Cornelia Hütter, Sabrina Maier, Vanessa Nussbaumer, Mirjam Puchner, Ariane Rädler, Elisabeth Reisinger, Christine Scheyer, Ramona Siebenhofer, Tamara Tippler und Stephanie Venier.