Lara Gut-Behrami hat Cornelia Hütter mit dem Sieg in Cortina d‘Ampezzo das Rote Trikot der Super-G-Führenden entrissen. Die Schweizerin setzte sich am Sonntag zum Abschluss des Dolomiten-Triples in Italien in 1:20,75 Min. vor der weiter in Topform agierenden Stephanie Venier (+0,21 Sek.) und Romane Miradoli aus Frankreich (+0,41) durch. Hütter schied am Ende einer verpatzten Fahrt erstmals in dieser Saison aus.

Die positiven Schlagzeilen für den ÖSV schrieb an diesem Wochenende Venier. Die 30-jährige Tirolerin legte nach ihrem Abfahrtssieg am Freitag Rang fünf in der zweiten Abfahrt und nun Platz zwei im Super-G nach. „Ich habe zurzeit einen extremen Grundspeed, fühle mich auch wohl beim Kurvenfahren. Das spiegelt sich in den Ergebnissen wider“, erklärte Venier im ORF. Dabei hatte sie sich im ersten Moment gar nicht wirklich gefreut. „Gefühlt verbremst“, sei ihr durch den Kopf gegangen. Kurz darauf sah Venier ihre Fahrt anders. „Da, wo ich die Schleife eingelegt habe, war es vielleicht doch nicht so blöd. Ich freue mich jetzt voll.“

Eine Klasse für sich

Gut-Behrami spielte auf dem Hang, wo sie 2021 Weltmeisterin geworden ist, erneut ihre Technik aus. Im unteren Teil konnte niemand mit der präzisen Fahrt der Schweizerin mithalten. Gut-Behrami feierte ihren 21. Super-G-Sieg, den schon 41. im Weltcup insgesamt. Einer fehlt ihr noch auf die Schwedin Anja Pärson, die Fünfte der Frauen-Rangliste Renate Götschl hält bei 46.

Hütter erlebte nach den Rängen zwei, vier, eins und zwei den ersten großen Rückschlag. Sie verpasste auf Höhe der letzten Zwischenzeit ein Tor. „Es ist ärgerlich, so was darf nicht passieren. Es zipft mich voll an“, sagte die Steirerin nach dem Rückschlag im Kugel-Rennen. Nach 5 von 11 Super-G liegt Gut-Behrami mit 320 Punkten zehn Punkte vor der zweitplatzierten Hütter. Ihr Risikoansatz, nachdem sich die Fahrt davor nicht schnell angefühlt habe, ging schief. „Ich bin zu eng reingefahren, hatte zu wenig Druck auf der Kante und es ist sich von der Linie nicht mehr ausgegangen“, analysierte Hütter kopfschüttelnd.

Auch das dritte Cortina-Rennen kam nicht ohne Stürze und lange Unterbrechungen aus. Die junge Vorarlbergerin Lena Wechner, Stephanie Jenal (SUI), Roberta Melesi (ITA) und Valerie Grenier (CAN) auf dem Weg zu einem Stockerlplatz landeten alle hart im Fangnetz, einige mehr schieden aus. Wechner konnte nach kurzer Behandlungspause selbst ins Ziel fahren. Ariane Rädler verpasste wie Hütter ein Tor.

Schwieriges Wochenende

Zweitbeste Österreicherin wurde Mirjam Puchner als Siebente (+1,10). Sie startete pfeilschnell, verpasste dann aber einen Schwungansatz. Sich fortsetzende Linienprobleme kosteten die Salzburgerin viel Zeit und einen Top-Platz. „Ich habe leider das gemacht, was ich momentan immer mache: Ich habe mich zu früh nach innen bewegt“, sagte Puchner nach einem „schwierigen, lehrreichen Wochenende“. Sie fühlte sich ein wenig auf der Suche nach der Stabilität.

Die Italien-Fraktion um Sofia Goggia (5.), Marta Bassino (6.) und vor allem Federica Brignone (9.) gehörte auf heimischem Schnee zu den Geschlagenen. Damit konnte Brignone nach Zauchensee auch Cortina nicht nutzen, um in Speed-Rennen Druck auf Mikaela Shiffrin auszuüben. Ganz anders Gut-Behrami, die im Gesamtweltcup nun 195 Punkte hinter der am Freitag gestürzten und auf ungewisse Zeit fehlenden US-Amerikanerin liegt. Schon am kommenden Wochenende wäre in Garmisch-Partenkirchen das nächste Speed-Wochenende geplant. Die Rennen in Bayern wackeln allerdings, Temperaturen im zweistelligen Plusbereich werden prognostiziert.