Der Stachel des vierten Platzes von Kitzbühel saß bei Manuel Feller tief. „Es hat eine gewisse Zeit gebraucht, es sacken zu lassen.“ Es war sein bestes Ergebnis auf dem Ganslernhang, doch machte sich Enttäuschung breit. „Kitzbühel und Schladming wie eine WM für uns. Da ist man auch nicht zufrieden, wenn man mit einem vierten Platz nach Hause fährt.“ Auf der Planai greift der Tiroler im Scheinwerferlicht zwei Mal das Podest an. Heute hat er im Nachtriesentorlauf die erste Chance dazu. Bei der Flutlichtpremiere im Vorjahr schied der Tiroler nach Rang vier im ersten Durchgang im zweiten aus. Der Sieg ging an Loïc Meillard und den konnte auch dessen alles überstrahlender Landsmann Marco Odermatt nicht verhindern. Der Schweizer war zum Zusehen verdammt, nachdem er zuvor auf der Streif mit einer akrobatischen Einlage zwar einen Sturz, aber nicht eine Verletzung verhindern konnte.

Dieses Mal reiste Odermatt nicht mit Blessuren, sondern mit den Plätzen drei und zwei in den Abfahrten aus der Gamsstadt an. Der Stachel bei ihm saß nicht so tief wie bei Feller, aber einen Sieg in Kitzbühel, den hätte er schon gerne heuer schon zu seinen Plamarès hinzugefügt. Im Riesentorlauf, da ist es sowieso anders. Der Gesamtweltcupführende ist saisonübergreifend seit sieben Rennen ungeschlagen. In dieser Disziplin schwebt er nahezu auf einem anderen Planeten; dast so wie Sarrazin am Wochenende in Kitzbühel. „Für mich ist er fast nicht zu schlagen“, sagt Feller, „von dem her ist es zu akzeptieren, dass man eine Position zwischen zwei und fünf einfahren kann, wenn alles zusammenpasst.“

Ums Podest werden mit Filip Zubčić und Žan Kranjec auch die „zweite Garde“ ein Wörtchen mitsprechen, ein Platz unter den besten Fünf ist das Ziel. „Die Top zehn wären auch schon ein Ergebnis, mit dem ich zufrieden wäre. Der ,Odi´ ist aber in einer eigenen Liga.“, sagt Feller, der Österreichs Team mit Stefan Brennsteiner, Patrick Feurstein, Fabio Gstrein, Raphael Haaser, Dominik Raschner, Joshua Sturm und Noel Zwischenbrugger anführt.  

Das Video zur Startnummernauslosung:

Um Odermat gefährden zu können, müsste Feller dem Riesentorlauf mehr Gewicht beimessen. Seit Adelboden (6. Jänner) hat er keinen RTL-Schwung gemacht. „Die Schwünge, die ich in Adelboden gezeigt habe, waren die besten in dieser Saison und da habe ich vorher auch nicht viel trainiert.“ Das stimmt ihn positiv – zumal sein Rücken jeden Schwung zu viel im RTL übel nimmt. Die Verhältnisse werden aber bestens sein: „Es ist relativ knackig, was ich so gehört habe. Es wird bestimmt ein schwieriges Rennen.“

Auch wenn Nachtrennen dem „Langschläfer Feller“ (Zitat Feller) gut gefallen, die Belastung lässt das Doppel von Schladming etwas bitterer schmecken. „Mit dem ganzen Kitzbühel-Programm ist es schon ein Hammerprogramm. Da werden wir schauen müssen, wie viele meiner Kollegen in Zukunft noch Slalom und Riesenslalom fahren.“ Nicht nur beim Doppel in Schladming, im Allgemeinen. Aber: „Im Großen und Ganzen überwiegt die Freude, dass wir hier zwei Rennen fahren.“