Als Raoul Korner vor wenigen Monaten eines seiner ersten Trainings als Teamchef des österreichischen Basketball-Nationalteams geleitet hatte, stellte er seinen Spielern Fritz Miklas vor. Miklas war einst nicht nur Korners Trainer und Mentor, sondern auch Teil jenes rot-weiß-roten "Wunderteams", das sich 1977 für die Basketball-Europameisterschaft in Belgien qualifiziert hatte – zum bis dato letzten Mal in der Geschichte. "Den Spielern", erzählt Korner, "ist da bewusst geworden, wie lange das schon her ist." Man kann also durchaus von einer historischen Chance sprechen, die sich den österreichischen Basketballern ab Donnerstag bietet: Im Grazer Sportpark wird gegen die Ukraine die letzte Phase der Qualifikation für die EM 2021 eröffnet (19.30 Uhr). Historisch ist zudem auch die Tatsache, dass erstmals ein Bewerbspiel des Basketball-Nationalteams in Graz stattfindet.

Korner wurde im Sommer engagiert, um das groß ausgeschriebene EM-Ziel zu erreichen. Er ist der international erfolgreichste heimische Basketball-Trainer, die Chance, Geschichte zu schreiben, reizt ihn: "Als Österreich zuletzt bei einer EM war, war ich im Kindergarten. Diese Chance hat basketballhistorische Ausmaße", erzählt Korner.

Es geht gegen den amtierenden Europameister

Auftaktgegner Ukraine besteht zu einem Großteil aus Kiew-Spielern und wird auch vom Kiew-Trainer trainiert, das Team genießt also den Vorteil des Eingespieltseins. "Es wird wohl darum gehen, Ungarn hinter uns zu lassen", sagt Korner.

Vom besten österreichischen Team seit Langem ist vielerorts die Rede. Doch Korner ist zurückhaltend: "Ich bin vorsichtig mit Superlativen. Wir sind uns der Chance bewusst, müssen uns aber erst beweisen." Tatsächlich verfügt der Kader über viel Qualität: Legionäre wie Rasid Mahalbasic und Thomas Schreiner spielen in europäischen Top-Ligen, mit der Einbürgerung von Kapfenbergs Bogic Vujosevic bekam das Team hochwertige Verstärkung. "Die Zeit ist reif", sagt Korner, "wir können unsere eigene Geschichte schreiben."