Einen spannenden Konkurrenzkampf haben sich die Fans der Formel 1 vor der Saison erhofft, einen Dreikampf an der Spitze, zwischen Red Bull Racing, Ferrari und einem wiedererstarkten Mercedes-Team. Geworden ist es zum Auftakt in Bahrain eine erschreckend dominante Performance des Weltmeisterteams, Max Verstappen siegte vor Sergio Perez. Beide fuhren dabei in einer eigenen Liga und sorgten nicht nur für Fragezeichen, sondern Sorgenfalten bei den Verfolgern. "Das war natürlich ideal. Wir wollen so viele Punkte wie möglich am Anfang machen. Im vergangenen Jahr lagen wir 46 Punkte nach drei Rennen zurück und haben noch gewonnen. Die Saison ist lange", erklärt Motorsportberater Helmut Marko vor dem Rennwochenende in Saudi-Arabien.

Außerdem werden die Karten in Jeddah einmal mehr neu gemischt. Der Asphalt ist nicht so aggressiv, das schnelle Streckenlayout normalerweise ein Traumszenario für die Scuderia. Dennoch rechnet Red Bull Racing mit einem anderen Hauptkonkurrenten. "Wir glauben nicht, dass Ferrari und Mercedes ihre Probleme in den Griff bekommen. Als ersten Verfolger sehen wir daher Aston Martin", erklärt der 79-Jährige. Während beim Team von Lawrence Stroll nach dem sensationellen Podestplatz von Fernando Alonso in Bahrain Euphorie herrscht, regiert bei Ferrari und vor allem Mercedes Katerstimmung – sehr zur Freude des Österreichers Marko: "Die wollen ihr Konzept ja komplett über den Haufen werfen. Darüber sind wir nicht unglücklich. Es wird für sie auch wahnsinnig schwer, mit dem Cost-Cap können sie nicht unbeschränkt neue Teile liefern. Ich glaube nicht, dass Mercedes vor dem Sommer wettbewerbsfähig ist."

Überraschter war man im Hause Red Bull dann doch von den Problemen bei Ferrari. Legten die Italiener im Vorjahr noch einen fulminanten Saisonstart hin, kam das Team von Neoteamchef Frederic Vasseur in Bahrain nicht über den vierten Platz von Carlos Sainz hinaus. Charles Leclerc schied mit defekter Kontrollelektronik aus und muss in Saudi-Arabien zehn Plätze in der Startaufstellung zurück, da das Team nach dem Ausscheiden bereits zum dritten Mal die Kontrollelektronik tauschen musste – noch vor dem zweiten Rennen. "Wir waren davon überrascht, dass ihr Handicap mit der Zuverlässigkeit wieder aufgetreten ist. Bei uns wurden die Probleme glücklicherweise über den Winter behoben", meint der RB-Motorsportberater.

Reibungslos läuft es im Bullenstall jedoch noch nicht. Etwaigen Gerüchten über einen Verkauf von Alpha Tauri erteilte Marko auch im Interview mit der Kleinen Zeitung eine endgültige Absage. Auch die Zusammenarbeit mit dem neuen RB-Chef Oliver Mintzlaff sei alles andere als schlecht. "Es entwickelt sich alles sehr positiv, alle, die etwas anderes behaupten, reden völligen Blödsinn." Dass die neuen Mechanismen noch Zeit brauchen, ist für den Grazer logisch. "Es ist natürlich ein Unterschied, wenn man erst seit drei Monaten zusammenarbeitet und nicht schon seit 30 Jahren."