Viermal in Folge hat Mexiko die Auszeichnung für den best-organisierten Grand Prix des Jahres bekommen – und die Veranstalter lassen sich auch tatsächlich immer wieder etwas Neues einfallen: Diesmal stand zum ersten Mal in der Formel-1-Geschichte auch das Siegerauto mit auf dem Podium, nach oben gehievt per Aufzug: Und der erste, der sich mit seinem Auto zusammen als Sieger feiern lassen durfte, war Lewis Hamilton, der mit älteren Reifen auch einen Schlussangriff von Sebastian Vettel abwehren konnte.

Da sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas aber als Dritter über die Ziellinie fuhr, ist die WM-Entscheidung noch einmal aufgeschoben. Hamilton hätte 14 Punkte auf den Finnen gut machen müssen, zwischen Rang eins und drei liegen aber nur zehn...

„Das ist ein unglaubliches Ergebnis, wir waren hier nicht die Favoriten, ich muss mich bei meinem Team bedanken, wie sie das durchgezogen haben, wir hatten die beste Strategie“, freute sich Hamilton. Dass er zweimal in Mexiko nicht auf dem Podium stand, dafür aber hier Weltmeister wurde, es jetzt bei seinem Sieg aber noch nicht zum Titel reichte, war ihm ziemlich egal: „Ich will immer gewinnen – und auch die tolle Stimmung der Fans hier genießen.“

Sebastian Vettel war einerseits recht zufrieden mit Platz zwei, aber doch nicht ganz: „Es war die ganze Zeit über ein sehr intensives Rennen, ich hatte Lewis vor mir, Valtteri hinter mir – aber irgendwie haben wir im Rennen immer noch nicht ganz den Speed. Lewis hat das doch den ganzen zweiten Stint über von der Spitze aus kontrolliert.“

Sein Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc und er hielten sich am Start aus der ersten Reihe trotz einer sehr turbulenten ersten Runde an der Spitze, Leclerc stieg einmal ziemlich hart ein, um die Führung gegen Vettel zu verteidigen. Dann begannen die Strategie-Spiele: Ferrari holte Leclerc als ersten an die Box – klare Zweistopp-Strategie. Hamilton kam in Runde 25, holte sich harte Reifen – mit der Möglichkeit, bis zum Ende durchzufahren, um dann über Funk zu meckern, „ich glaube, wir haben viel zu früh gestoppt.“

Am anderen Ende der Leitung diesmal übrigens nicht sein langjähriger Renningenieur Peter „Bono“ Bonnington, der wegen gesundheitlicher Probleme zwei Rennen auslassen muss, sondern „Ersatzmann“ Marcus Dudley. Der hat allerdings mit der Strategie nichts zu tun – und so meldet sich dann auch Mercedes-Chefstratege James Vowles beim Weltmeister: „Du kannst das schaffen.“ Als das dann tatsächlich gelingt, sagt Hamilton dann aber auch gleich: „Dieser Sieg ist für Bono!“

In der 37. Runde holt Ferrari Vettel, der einen haarigen Moment überstehen muss, als sich beim Überrunden vor ihm Carlos Sainz junior und Pierre Gasly in die Haare bekommen, zum Stopp, der fällt dadurch erst einmal auf Platz vier zurück, noch hinter Alex Albon, der allerdings wie Leclerc noch einmal stoppen muss. Der Monegasse komme in Runde 44, Ferrari versemmelt allerdings den Stopp, der gut drei Sekunden zu lange dauert, dann kommt auch Albon, Vettel ist mit drei Sekunden Rückstand auf Hamilton wieder Zweiter. Aber von hinten drängt auch Bottas, der fast gleichzeitig mit Vettel Reifen gewechselt hat. Die letzten zehn Runden werden zum Krimi: Leclerc kommt mit seinen frischeren Reifen immer näher, macht aber auch einen Fehler, der Zeit kostet, zwischendurch beeinflussen auch Überrundete die Abstände, aber am Ende änderte sich an der Reihenfolge doch nichts mehr.

Max Verstappen, in den letzten beiden Jahren Mexiko-Sieger, erlebte diesmal einen Rückfall in wilde alte Zeiten. Am Samstag im Qualifying beim heftigen Unfall von Bottas in der Zielkurve trotz gelber Flaggen nicht vom Gas gegangen, auf der anschließenden Pressekonferenz diese Tatsache auch noch betont und arrogant behauptet, „wir sind schließlich Formel-1-Fahrer und wissen schon, was wir tun“: Da konnte die FIA, die den Vorfall offenbar zuerst unter den Tisch kehren wollte, gar nicht mehr anders als eine Untersuchung einzuleiten: Drei-Plätze-Strafe, Pole Position weg.

Im Rennen dann am Start offenbar mit Wut im Bauch unterwegs, Feindberührung mit Hamilton im Kampf um Platz drei, Rückfall auf Position acht, dann im Duell mit Bottas um Rang sieben Reifen aufgeschlitzt und ganz bis ans Ende des Feldes zurück gefallen, Aufholjagd geziert mit weiteren Berührungen und Ausrutschern, aber trotzdem noch bis auf Platz sechs nach vorne gefahren...