Zwei Tore, sieben Assists und sehr gute Leistungen in 18 Pflichtspielen. Wie weit sind Sie in Ihrer Entwicklung und wo sehen Sie selbst noch Potenzial?
ROMANO SCHMID: Im mentalen Bereich brauche ich definitiv noch ein bisschen. Dahingehend, wie ich mit Rückschlägen umgehe oder damit, wenn ich in einigen Spielen kein Tor schieße. Da mache ich mich selbst schon noch fertig. Aber die Zeit in Salzburg hat mich in jeder Hinsicht enorm nach vorne gebracht.

Der Wechsel nach Salzburg war demnach der richtige Weg?
Auf jeden Fall! Auch wenn manche gemeint haben, dass es ein Rückschritt gewesen sei.

Wer hat denn von einem Rückschritt gesprochen?
Einige Medien. Und auch einige bei Sturm.

Sind Sie böse auf Sturm?
Nein, keineswegs, Aber sie haben mir damals keine Einsatzzeiten garantieren können. Deshalb bin ich dann gegangen.

Aber Sie sind nicht bei Salzburg, sondern bei Liefering gelandet.
Das war der Plan. Aber nach der Vorbereitung, als ich nicht in den Salzburg-Kader hochgezogen wurde, ist es mir nicht gut gegangen, dann war ich verletzt. Ich habe aber gelernt, damit umzugehen. Wenn man hart arbeitet und an sich glaubt, stellt sich der Erfolg wieder ein.

Kann man sagen, dass Sie mit dem Wechsel nach Salzburg zum Mann geworden sind?
Ich war schon vor dem Wechsel ziemlich selbstständig. Meine Mutter war Alleinerzieherin, ich musste auf meine beiden älteren Schwestern aufpassen. Da muss man selbstständig sein. Was den Fußball betrifft, bin ich aber mit Sicherheit erwachsener geworden, das stimmt. Wobei: Auf dem Platz muss man ja ein bisserl frech bleiben.

Frech ist ein gutes Stichwort. Waren Sie in Ihrer Jugend ein schwieriger Fußballer?
Ich war sicher nicht der einfachste Spieler. Aber die Trainer müssen mir ein Stück Freiheit geben, damit ich richtig performen kann. Jedenfalls habe ich mir von älteren Spielern nie etwas gefallen lassen. Man darf sich als junger Spieler auch nicht verstecken. Unser Trainer Gerhard Struber macht das sehr gut. Er gibt mir die Freiheiten, die ich brauche.

An Selbstbewusstsein mangelt es also nicht. Wie sieht es mit Ihrer Geduld aus?
Ich bin sehr ungeduldig. Das war früher meine größte Schwäche, ist nach wie vor verbesserungsfähig. Während meiner Schambeinverletzung war es sehr mühsam. Ich konnte mitunter nicht einmal schmerzfrei gehen. Da muss man irgendwann zu sich selbst ehrlich sein und sagen: Es geht nicht mehr. Andererseits ist ein bisserl Ungeduld ja auch gut – das zeigt, dass man weiterkommen will.

Wie geht es Ihnen mit der Schambeinentzündung?
Ich dachte lange, ich habe eine Muskelverletzung, habe daher immer zu früh trainiert. Gerade bei dieser Verletzung brauchst du aber Zeit. Nach wie vor absolviere ich ein spezielles Programm – höre ich damit auf, spüre ich sie schnell wieder.

Zlatko Junuzovic bezeichnet Sie als unberechenbaren Instinktfußballer. Hat er recht?
Früher habe ich einfach nur das gemacht, was mir gerade eingefallen ist. Aber jetzt sieht man, dass ich auch taktisch diszipliniert spielen kann. Salzburg hat mich in dieser Hinsicht einen Riesenschritt weiter gebracht. Früher bin ich stehen geblieben, wenn ich den Ball verloren habe. Jetzt marschiere ich.

Ist der WAC aktuell also der perfekte Klub für Sie?
Sonst wäre ich ja nicht zum WAC gegangen. Allerdings musste ich mich auch hier anfangs in Geduld üben.

Was macht den WAC denn aus?
Es ist ein familiärer Klub, alle halten zusammen. Christian Ilzer hat einen super Job gemacht, den WAC unter die Top drei gebracht. Mit dem neuen Trainer haben wir unser Spiel noch mehr perfektioniert.

Am Donnerstag empfangen Sie mit dem WAC in Graz Basaksehir. Was ist in der Europa League möglich?
Es ist richtig schwierig. Aber ich persönlich will natürlich in die K.o.-Phase aufsteigen.

Sie hatten in Ihrer jungen Karriere schon acht verschiedene Rückennummern. Warum?
Eigentlich ist meine Nummer die 10, aber die gibt es eben nicht immer. In Salzburg hatte ich Numer 28 – weil acht plus zwei gleich zehn ist. Im U21-Team habe ich aus demselben Grund die Nummer 37 genommen – drei plus sieben. Aber beide Nummern haben mir wenig Glück gebracht, deshalb habe ich jetzt die Nummer 11. Bei der bleibe ich auch.

Apropos U21-Nationalteam. . .
Ich war extrem enttäuscht, dass ich in den ersten beiden Quali-Spielen nicht von Beginn an dabei war, aber das ist Trainerentscheidung. Ich freue mich, für das Team spielen zu dürfen, werde immer alles geben. Ich hoffe, dass ich künftig mehr spiele.

Hören Sie gerne Musik?
Das ist erst mit meiner Verletzung mehr geworden, ich höre jetzt Deutsch-Rap. Wenn es da im Text darum geht, wie du dich selbst gerade fühlst, kann das richtig gut tun.

Gibt es ein Vorbild für Sie?
Das bleibt Mario Götze. Ich finde es bemerkenswert, wie er immer wieder aufsteht, immer Gas gibt. Rein fußballerisch muss man aber natürlich Lionel Messi nehmen.