Pflichtsieg hat es im Vorfeld geheißen, sogar aus den Mündern der Spieler. Ein 1:1 gegen Austria Lustenau ist es geworden – und mit diesem Punkt tritt Hartberg auf der Stelle. „Wir sind sehr enttäuscht“, fasst es Mittelfeldspieler Jürgen Heil nach Schlusspfiff zusammen. Was er sich möglicherweise dachte: Wenn wir gegen die nicht gewinnen. . . Trainer Klaus Schmidt spricht es sogar aus: „So eine Lustenauer Mannschaft muss man zu Hause besiegen.“ Neun Spiele in Folge waren die Vorarlberger sieglos, die Euphorie vom Bundesligastart ist längst verflogen, höchst verunsichert wirkte die Mannschaft von Trainer Markus Mader.

Wie gegen Salzburg spielte Hartberg mit der „echten“ Fünferkette, bestehend aus fünf Verteidigern. Aus der Kompaktheit sollte der Erfolg kommen. Und Hartberg startete gut, Heil vergab nach zehn Minuten die größte Chance einer Hartberger Anfangsoffensive (10.). Damit waren die Hartberger Offensivbemühungen fürs Erste aber beendet. Im Gegenteil: Die Lustenauer gingen in Führung. Matija Horvat verteidigte gegen Teixeira unzureichend, der sah Guenouche und René Swete war geschlagen (28.). Eine Reaktion der Hartberger? Erst nach der Pause.

Die Einwechslungen von Lukas Fadinger und Ruben Providence hauchte den Hartbergern Leben ein. Plötzlich lief der Ball, Angriff um Angriff. Und Providence war es auch, der nach 58 Minuten sein erstes Bundesligator erzielte. „Da haben wir unser wahres Gesicht gezeigt“, sagt Dominik Frieser, der seine beste Leistung seit seiner Rückkehr zum TSV zeigte. „Da haben wir endlich unsere Angst abgelegt.“ Warum man so eine Leistung nicht über 90 Minuten zeigen könne, wüsste Frieser auch gerne. „Wir müssen das einfach einmal ein ganzes Spiel lang zeigen.“

Die „Scheiß-drauf-Mentalität“ erkannte Heil. Und der Mittelfeldspieler fordert diese früher. Etwas, was die Hartberger jahrelang ausgezeichnet hat, war in der ersten Hälfte nicht zu erkennen. Der Zusammenhalt, das „Jetzt erst recht“. „Die erste Hälfte war ein bisschen durchwachsen, aber die zweite war schwer in Ordnung. Wir waren dem 2:1 näher als Lustenau“, sagt Sportchef Erich Korherr. Die Hartberger hätten „das Herz in die Hand genommen. Aber Fußball ist kein Wunschkonzert“, sagt Schmidt.

Auch nicht für ihn. Vier Punkte hat Korherr vor den Spielen gegen Salzburg, Lustenau und Rapid gefordert – die Hütteldorfer müssen nächsten Samstag also besiegt werden, damit die Vorgabe erreicht wird. „Wir sind wieder auf dem Weg, eine Mannschaft zu sein, die Partien gewinnen kann“, sagt Schmidt. Ob das – nach dem Rapid-Spiel – auch im Frühjahr mit ihm als Cheftrainer passieren wird, müssen (und werden) andere entscheiden – der Herbst wird nach der Rapid-Partie analysiert. „Ich gebe seit Wochen alles, damit ich den Job behalten kann. Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe in Hartberg.“