Fußball-Bundesligist Sturm Graz hat sich am Montag von seinem deutschen Cheftrainer Heiko Vogel getrennt. Der 42-Jährige wurde nach "eingehenden beratenden Gesprächen (...) mit sofortiger Wirkung dienstfrei" gestellt, teilte der Tabellenachte Montagmittag in einer Aussendung mit. Der bereits entthronte Cupsieger Sturm hat nur eines der vergangenen 14 Pflichtspiele gewonnen.

Vogel hatte sich zuletzt selbst die Rute ins Fenster gestellt, indem er sechs Punkte in den Liga-Heimspielen gegen Wacker Innsbruck und SKN St. Pölten gefordert hatte. Da aber gegen den Aufsteiger aus Tirol am vergangenen Samstag nur ein 1:1 gelang, war diese Vorgabe nicht mehr zu erreichen und die Ablöse des Trainers erwartet worden. Die kommenden Trainingseinheiten werden interimistisch von Günther Neukirchner und Joachim Standfest geleitet.

"Da die zuletzt großteils guten Leistungen nicht im Einklang mit den erreichten Resultaten stehen, befanden wir uns nach dem Innsbruck-Spiel vor einer außerordentlich schwierigen Entscheidung. Final haben wir uns aus mehreren Gründen dazu entschlossen, eine Veränderung auf der Trainerposition vorzunehmen", erklärte Sportdirektor Günter Kreissl.

"Das neue Ligaformat, durch welches viel früher in der Saison Druck entsteht, war ebenso Teil der Analyse wie der Wunsch aus der Situation von 'UItimatumspielen' herauszukommen", erläuterte Kreissl. "Am einfachsten darzulegen ist die Entscheidungsgrundlage aber damit, dass nur ein Sieg in einer Serie von 14 Bewerbsspielen wahrscheinlich für nahezu jeden Verein ein Problem darstellt und erst Recht für die Ansprüche des SK Sturm Graz."

Vogel war im Dezember 2017 von den Steirern verpflichtet worden, nachdem sein deutscher Landsmann und Vorgänger Franco Foda als österreichischer Teamchef bestellt worden war. Vogel betreute die "Blackies" in 38 Spielen, in denen es bei acht Remis jeweils 15 Siege und Niederlagen gab. Sein größter Erfolg mit dem Vizemeister der abgelaufenen Saison war der Cup-Sieg gegen Titelverteidiger und Serienmeister Red Bull Salzburg. Damit avancierte Vogel nach Ivica Osim und Foda erst zum dritten Trainer in der Sturm-Historie, der einen Titel holte.

"Die einstimmig getroffene Entscheidung war für uns keine einfache. Wir konnten mit Heiko einen tollen Saisonabschluss 2018 feiern. Der Cup-Sieg war das Sahnehäubchen. Für seine Arbeit, welche wir mit größtem Respekt achten, möchte ich mich herzlich bedanken. Als einer der wenigen Trainer, der einen Pokal mit dem SK Sturm in die Luft stemmen konnte, wird Heiko einen Fixplatz in der Sturmgeschichte haben", betonte deshalb Präsident Christian Jauk.

Ebenso vom Dienst freigestellt wurde der mit Vogel nach Graz gewechselte Spielanalyst Patrick Dippel. "Ich möchte mich bei der gesamten Sturm-Familie für die vergangenen elf Monate bedanken. Die Fans haben uns in dieser Zeit in erfolgreichen und weniger erfreulichen Momenten frenetisch nach vorne gepeitscht. Der Vizemeistertitel und vor allem der Cup-Sieg in Klagenfurt vor 27.000 großteils Sturm-Fans bleibt unvergesslich. Ich wünsche den Schwarz-Weißen viel Erfolg für die Zukunft", wurde Vogel in der Sturm-Aussendung zitiert.

Seine Freistellung bedeutete den bereits fünften Trainerwechsel in dieser Bundesliga-Saison. Mattersburgs Gerald Baumgartner musste im August gehen und wurde durch Klaus Schmidt ersetzt. Danach folgte Anfang Oktober Dietmar Kühbauer bei Rapid Goran Djuricin nach. Aufgrund Kühbauers Amtsantritt in Hütteldorf wurde Ranko Popovic als neuer Betreuer von SKN St. Pölten engagiert. Und zuletzt ersetzte die Admira vor einer Woche Ernst Baumeister durch den Deutschen Reiner Geyer.