Das war der siebente Streich des SK Sturm in der Geschichte des ÖFB-Cups. Mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Sebastian Gishamer brachen alle Dämme. Wieder Cup-Sieger, wieder Gewinner gegen Rapid, wieder ein Fest im Wörthersee-Stadion, wieder ein schwarz-weißer Konfetti-Regen in Sturms zweiter Heimat. Und wer weiß, wie oft die Grazer in der kommenden Saison nach Kärnten pendeln müssen. Die Sturm-Fans feierten ihre Cup-Helden und skandierten zeitgleich „Wir werden Meister“. Sollte Sturm das Double wirklich schaffen, dann wird das Wörthersee-Stadion Sturms internationale Heimat. Das soll schon feststehen.

Fest steht auch, dass Alexander Prass und Niklas Geyrhofer wohl ein Straftraining ausfassen werden. Beide kippten Bier über das Haupt von Trainer Christian Ilzer. Später gesellte sich auch noch Mika Biereth – oder wie man den Dänen seit gestern nennt – Mika Bier eth zu den „Straftätern“ hinzu. Er lauschte ganz angeregt dem Interview von Geschäftsführer Andreas Schicker im ORF, ehe er sein Glas über Schicker stülpte. „Rapid hat alles auf den Titel aufgebaut, aber den Pokal halten wir in Händen“, sagte Schicker.

„Klauß ist ein schlechter Verlierer“

Jusuf Gazibegovic war stolz auf seine Kollegen und sagte: „Dass wir zurückgekommen sind, zeigt unseren Charakter und unsere mentale Stärke. Es war ein Spiel voller Emotionen.“ Das hitzige Gefecht fand nicht nur auf dem Feld, sondern auch in den Coaching-Zonen statt. Ilzer und Rapid-Coach Robert Klauß überschritten die Grenzen der Auseinandersetzung. Flegelhaftes Verhalten ist noch die harmloseste Beschreibung des an der Linie Gebotenen. Schicker: „Klauß verhält sich nicht wie ein fairer Sportsmann und ist ein schlechter Verlierer.“

Konkret bezog sich Schicker auf die Kritik von Klauß am Siegtreffer. Den Deutschen ärgerte ein Foul von Biereth an Querfeld: „Es gibt neun Schiedsrichter, die auf Foul für uns entscheiden und einen, der gegen uns entscheidet. Den hatten wir heute wieder am Platz.“ Ilzer sah es umgekehrt: „Von zehn Schiedsrichtern entscheiden neun auf kein Foul.“

„Großartiges Spiel vor großartiger Kulisse“

Nahezu artig verhielten sich die Grazer Fans. Im Stadion verzichtete man diesmal auf eine Pyro- und Feuerwerksshow, nach dem Spiel, außerhalb der Arena knallte es dann aber sehr wohl einige Zeit. Alles Gute zum 115. Geburtstag, SK Sturm. Mit einem Cup-Sieg feiert sich ein Jubeltag gleich besser. „Es war wieder ein großartiges Spiel vor einer großartigen Kulisse. In der ersten Hälfte war es ein richtiges Kampfspiel. In der Pause habe ich in den Gesichtern meiner Jungs gesehen, dass wir uns diesen Titel nicht nehmen lassen. Diese Entschlossenheit haben wir dann auch gezeigt und in dieses wilde Energiespiel dann auch mehr fußballerische Linie hineingebracht. Deswegen waren wir dann auch das bessere Team. Sturm war heute und über die gesamte Saison der verdiente Sieger“, sagte Ilzer. Stimmt, denn Sturm musste auf dem Weg ins Finale ab dem Achtelfinale mit dem GAK, Austria Wien und Salzburg drei harte Brocken biegen. Rapid hatte „nur“ drei Zweitligisten (Amstetten, St. Pölten, DSV Leoben) zu eliminieren.

Zum Matchwinner krönte sich Tomi Horvat. Der Slowene präsentierte sich nach dem Schlusspfiff überglücklich: „Mit meinem Tor den Cup-Sieg zu sichern, ist ein perfektes Gefühl. In diesem Moment ist mir gar nichts mehr durch den Kopf gegangen, sondern ich war einfach nur überglücklich. Dieser Titel geht in die Geschichte des Klubs ein.“

„Wir haben Rapid keine Chance gelassen“

Horvat verriet, dass es zur Pause in der Kabine lauter wurde – allerdings nicht von Seiten des Trainer-Teams, wie man es erwarten würde. Vielmehr gingen die Führungsspieler voran und weckten ihre Kollegen proaktiv auf. „In der Pause haben wir uns alle gegenseitig die Meinung gesagt. Dann sind wir hinausgegangen und haben Rapid keine Chance gelassen“, berichtete David Affengruber, der Querfelds unglückliches Eigentor zum Ausgleich mit seinem Kopfball erzwang.

Trainer Ilzer wurde Ohrenzeuge der Ansagen seiner Spieler und genoss dieses spezielle Motivations-Manöver seiner Schützlinge: „Innerlich bin ich mit einem breiten Grinsen danebengestanden.“ Der 46-Jährige ließ die taktischen Anweisungen folgen.