Fußball-Romantiker lieben ihn, den Außenseiter aus der Kleinstadt, der sich gegen die „Millonarios“ in den großen europäischen Ligen mit Herz und Leidenschaft zur Wehr setzt. Sie drücken Heidenheim mit seinen 50.000 Einwohnern in Deutschland die Daumen, Sassuolo Calcio in Italien (40.000 Einwohner) oder auch Brighton & Hove (290.000 Einwohner) in England.

Und in Spanien? Da schickte sich der FC Girona an, die Herzen der Sentimentalisten zu erobern. Im Sommer stieg der Klub aus der 100.000-Einwohner-Stadt in La Liga auf und wirbelt seither die natürliche Ordnung („Real, Barca und sonst nix.“) ordentlich durcheinander. Seit Wochen mischen die „Blanquivermells“ in den Top drei mit, begeistern mit Pressing, Kurzpassspiel und Offensivfußball.

City Football Group stieg ein

Doch Achtung! An dieser Stelle ist Schluss mit Fußballmärchen. Der Erfolg des Klubs beruht nämlich nicht auf dem Wirken eines rührigen Präsidenten oder Trainers, als vielmehr auf dem Einstieg der City Football Group (CFG), einer Holding, die zu rund 86 Prozent einer Gruppe aus Abu Dhabi gehört und zu rund 14 Prozent einer chinesischen Holding.

Die CFG vereint unter sich gleich mehrere Fußballklubs, wie Troyes (Frankreich), Palermo (Italien), New York City FC (USA) und vor allem den englischen Meister und Champions-League-Sieger Manchester City.

Ein Kalkül dahinter ist es, Spieler zu verpflichten, innerhalb der Holding-Klubs zu transferieren und weiterzuentwickeln. Um sie danach möglichst gewinnbringend zu verkaufen bzw. mit ihnen den größtmöglichen sportlichen Erfolg zu erreichen.

„Wir hoffen, dass die Fans verstehen, dass City darin enthalten ist, so wie ein Intel-Chip in ihrem Computer“, meinte Ferran Soriano, der spanische CEO von City über Girona. Exemplarisch dafür steht Savio, ein 19-jähriger Linksaußen aus Brasilien, der im Sommer von Troyes nach Girona wechselte und seinen Marktwert binnen weniger Monate von fünf auf 20 Millionen steigerte. Wohl nicht mehr lange und der Ruf aus City wird ihn ereilen.

Guardiola ist „Stadthalter“ in Girona

Als „Stadthalter“ in Spanien (offiziell: Vorstandsvorsitzender) fungiert übrigens der Bruder von City-Trainer Pep Guardiola, Pere, der für den optimalen Fluss im Netzwerk sorgt.

Bis Saisonende wird noch viel Wasser den Ebro hinunterfließen (Kreuzworträtsler kennen diesen Namen). Sollte der FCG tatsächlich den Platz an der Spitze halten und in die Champions League einziehen, dürfen sich die Besucher auf ein besonderes Stadion-Flair freuen. Das Estadi Municipal de Montilivi erfüllt mit seinen 9500 Sitzplätzen grad und grad die UEFA-Auflagen. Eine Überdachung des Stadions fehlt allerdings.