Die Sport-Bild veröffentlichte nun ein 22-seitiges Protokoll von Jürgen Klinsmann, das eine vollkommene Abrechnung mit seinem Ex-Klub beinhaltet, die Hertha reagiert darauf verärgert und überlegt rechtliche Schritte einzusetzen.

Manager Michael Preetz sei für Klinsmann die Wurzel allen Übels im Verein. Klinsmann wirft Preetz demnach "jahrelange katastrophale Versäumnisse in allen Bereichen, die mit dem Leistungssport zusammenhängen" vor. Zudem sei die Organisation schlicht "eine Katastrophe". Im Trainingslager der Hauptstädter wäre dem Trainerstab kein Respekt gegenüber gebracht worden und einige Spieler, sahen den Aufenthalt mehr als Urlaub. So soll es eine Gruppe von Spieler gegeben haben, die weintrinkend und zigarrenrauchend, die Autorität des Trainers untergruben.

Im Zuge des Rassismus-Skandals gegenüber Jordan Torunarigha, der sich während der Pokal-Partie gegen Schalke 04 von den Heim-Fans viele beleidigende Kommentare einhören musste, reagierte der Verein gänzlich falsch. Keiner der Vorstandsmitglieder habe sich für die Rassismus-Thematik zuständig gefühlt. Torunarigha hingegen musste ein Interview nach dem anderen absolvieren.

Der Sommermärchen-Trainer von 2006 ist zudem überzeugt, dass ohne sein Zutun der Verein direkt in die 2. Liga abgestiegen wäre. Am Ende des Protokolls bewertet der ehemalige Stürmer noch seine ehemaligen Schützlinge und gibt Ratschläge. Manche der Kicker von Hertha wären laut der Einschätzung von Klinsmann, jedoch einfach "nicht gut genug" für die Bundesliga.

In Berlin reagierte man prompt auf die Vorwürfe. Klub-Präsident Werner Gegenbauer bedauert, dass man sich beim aktuell 14. der deutschen Bundesliga derart getäuscht habe. Das Protokoll Klinsmanns sei laut Gegenbauer zudem nur ein Versuch von Ex-Trainer "mit absurden Behauptungen seinen Rücktritt zu rechtfertigen." Detailliert wollte sich der 69-Jährige nicht zu den Vorwürfen äußern, da alle "unsinnig oder falsch" wären.

Kurz nach Gegenbauer äußerte sich auch, der von Klinsmann persönlich angefeindete, Preetz. Ihm zufolge seien die Vorwürfe "widerlich und unverschämt". Zudem meint Preetz, dass er es nicht einordnen könne, ob Klinsmann einen Putsch vorhatte, der Verein würde jedoch durch die Aktion definitiv Schaden nehmen, deswegen würde man sich den Einsatz von rechtlichen Schritten vorbehalten.

Klinsmanns Nachfolger Alexander Nouri hofft, dass die Causa einen Spirit bei seiner Mannschaft heraufbeschwört, der sie "ein Stück mehr vereint". Das ist auch bitter nötig - trotz hochkarätiger Transfers stehen die Berliner lediglich sechs Punkte vor einem Relegationsplatz, am Samstag wartet dann am 24. Spieltag das Duell mit dem Tabellenletzten SC Paderborn. Ein Sieg würde nicht nur Luft im Abstiegskampf bringen, sondern auch das sportliche wieder in den Mittelpunkt stellen.