Genau 1463 Tage waren vergangen, seit Liverpool das Champions-League-Finale 2018 mit 1:3 gegen Real Madrid verlor. Rache ist süß, lautete das Motto der Engländer bei der Neuauflage in Paris, die erst mit 36-minütiger Verspätung angepfiffen werden konnte. Und die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp gab gleich Vollgas. Mohamed Salah scheiterte mit einem Schuss aus kurzer Distanz (18.) ebenso an Real-Torhüter Thibaut Courtois wie mit einem Kopfball (34.). Der Belgier zeichnete sich aber in der 21. Minute noch mehr aus, als er einen Schuss von Sadio Mane, der zuvor die Abwehr der Königlichen schwindlig spielte, an die Stange abwehren konnte.

Der große Aufreger geschah aber auf der anderen Seite – und das mit der ersten echten Chance des spanischen Meisters. Kurz vor der Pause wurde Karim Benzema auf die Reise geschickt. Der Toptorjäger der Madrilenen passte vor Liverpool-Torhüter Alison Becker in die Mitte. Dort versuchte Federico Valverde an den Ball zu kommen. Der Ball pendelte aber wie bei einem Flipperautomaten über Valverde zu den Liverpool-Spielern Ibrahima Konate und Fabinho. Letzterer beförderte den Ball mit dem Knie zurück zu Benzema, der ins verwaiste Tor traf. Der Schiedsrichter-Assistent hob sofort die Fahne und entschied auf Abseits. Der Video Assistant Referee nahm diese Entscheidung nach minutenlangem Studium auch nicht zurück. Fragwürdig, da der Franzose zwar im Abseits stand, aber der Ball eindeutig von Fabinho zu Benzema befördert wurde.

Keine zwei Meinungen gab es aber in der 59. Minute, als Valverde von rechts Vinicius Junior perfekt in Szene setzte und der Brasilianer nur noch einschieben musste. Real war mit dem 1:0 kurz davor, den bereits 14. Titel in der Königsklasse einzufahren. Liverpool ließ sich aber nicht hängen. Salah hatte vier Mal die Chance, auszugleichen (64., 69., 80., 82.). Aber Courtois hatte an diesem Abend etwas dagegen und ließ mit teils sensationellen Paraden die Reds verzweifeln. Da half es den Engländern auch nicht, 23 Torchancen herausgearbeitet zu haben. Real erwies sich vor den Augen von König Felipe wie im ganzen Europacupverlauf als Meister der Effizienz. Drei Chancen reichten für den Henkelpott.

So verpasste es Jürgen Klopp, als vierter deutscher Trainer in Folge die Champions League zu gewinnen. Dafür ist Carlo Ancelotti („Wir haben verdient gewonnen“) nun der erste Coach, der seine Teams vier Mal zum Triumph im prestigeträchtigsten Klubbewerb führte. Und David Alaba durfte sich über seinen dritten Champions-League-Titel freuen – nachdem er eine solide Partie als Abwehrchef absolvierte. „Es ist einfach unbeschreiblich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich fühle mich unglaublich. Das ist alles ein Wahnsinn“, sagte der Wiener, dessen gesamte Familie im Stade de France mitjubelte.