Feilschen, handeln, verschachern. Die 31 NHL-Teams mit General Manager und ihrer gesamten Entourage einschließlich Beratern sowie Scouts bilden in diesen Tagen den größten Sport-Basar der Welt. Und auf einem solchen kauft niemand die Katze im Satz. Es herrschen nämlich gewaltige Ausnahmen im Gegensatz zum Fußball: Keine Ablöse, kein Austausch von Bargeld, die Spielergehälter liegen offen. Es ist ein wesentlich ehrlicheres Geschäft. Manche NHL-Organisationen sind in diesem komplexen System auf den sofortigen, andere hingegen auf einen zukünftigen Vorteil bedacht. 

Schließlich wandern nicht nur die Spieler über den Warentisch, sondern immer öfters Draft-Rechte. Die wertvollsten Talente werden dabei in der ersten von insgesamt sieben Runden gezogen. Theoretisch erhält jeder Klub das Recht, ein Eishockey-Supertalent in der ersten Runde beim sogenannten NHL-Draft zu ziehen, der traditionell Ende Juni stattfindet. Heuer wird dort übrigens dem Vorarlberger Marco Rossi ein Platz unter den besten Fünf attestiert. Wenn also ein bestimmter Spieler gewollt wird, das abnehmende Team jedoch keinen adäquaten Ersatz anbieten kann - dann handeln die NHL-Klubs auch mit Draft-Rechten.

Wetten um die Draft-Rechte

Das ist nicht alles: Auch "Conditional Draft-Picks", also unter Draft-Rechte unter Vorbehalt werden gehandelt. Solche Klauseln erinnern an Wettspiele ("nur dann, wenn Team XY in der folgenden Saison die Eastern Conference gewinnt"). Ottawa Senators hat sich so beispielsweise zum Erstrunden-Draftpick einen weiteren aus San Jose erworben. Was das mit Österreich zu tun hat? Weil das, und die Tatsache, dass Senators am NHL-Tabellenende rangieren, die Chance erhöht, Marco Rossi (Ottawa 67's/OHL) weiterhin in Kanadas Hauptstadt spielen könnte. Über zwei Erstrunden-Draftpick-Rechte verfügt übrigens auch New Jersey. Je schlechter ein Team spielt, desto eher darf es im NHL-Draft wählen (Stichwort: Draft-Lotterie). Und hier werden klarerweise die besten Spieler zuerst gezogen.

Michael Grabner hingegen plagen im Moment andere Sorgen. Der Villacher spielt bei Arizona Coyotes in den taktischen Überlegungen von Trainer Rick Tocchet lediglich bedingt eine Rolle. Zumindest aber nicht auf dem Eis. Elf Spiele in Folge ist er zum Zuschauen gezwungen. Doch ein Trade, der in solchen Fällen logisch erscheint, könnte sich spießen. "Ich weiß es nicht, was passieren wird", meint der Villacher. Grabner erlitt im Dezember 2018 eine schwere Augenverletzung, die beinahe zum Sehverlust geführt hatte. Nachvollziehbar, dass diese Vorgeschichte und Grabners ausgezeichnet ausverhandelter Vertrag (3,35 Millionen US-Dollar, Laufzeit bis 2021) potenzielle Abnehmer abschreckt.

Destinationen vertraglich ausgeschlossen

Und der Gipfel: Der Vertrag des Kärntners weist eine Klausel auf, dass acht der 31 Teams für einen Trade gar nicht infrage kommen können. Bei Vertragsunterschrift durfte Grabner die Mannschaften auswählen. Viele Spieler etwa wollen es tunlichst vermeiden, aus Steueroasen wie Arizona oder Florida plötzlich nach Vancouver transferiert zu werden, wo Gehaltsabzüge jenseits der 50 Prozent fällig wären.

Eher wahrscheinlich ist da schon ein Buy-out, wie es Minnesota Wild 2016 bei Thomas Vanek praktiziert hatte. Also eine vorzeitige Vertragsauflösung. Arizona Coyotes würde im Gegenzug einen Teil des Gehaltes ausbezahlen.

Die dritte Möglichkeit erscheint am sympathischsten: Kein Transfer, kein Buy-out. Vielleicht erhält der nach wie vor pfeilschnelle Michael Grabner bald wieder eine Chance, sich zu beweisen und lässt seine Torjägerqualitäten neu aufleben zu lassen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür liegt? Eine Kombination aus Bazar und Lotterie beschreibt das Leben in der NHL ganz gut.