Wäre es ein Eishockeyspiel gewesen, man hätte von einem Penalty ohne Tormann sprechen müssen. Denn Jochen Pildner-Steinburg war der einzige Kandidat für den Posten des Präsidenten der österreichischen Eishockey-Liga, der am Dienstag in der außerordentlichen Generalversammlung gewählt werden sollte. Nichts, so dachte man, könne schiefgehen, immerhin herrschte, so meinte man, akkordierter Kompromiss der Vereine. Offenbar aber nicht aller Vereine: Denn in der Sitzung erhielt der Präsident der Graz 99ers nicht die nötige Zweidrittel-Mehrheit. Und das heißt: Die Liga steht nach dem Rückzug von ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel im Sommer weiter ohne gewählten Präsidenten da, diese wird weiter vom Interimspräsidium rund um Karl Safron geleitet.

Steinburg selbst nahm die Absage seiner Kollegen aber lockerer, als man vielleicht vermuten möchte. "Es war ein demokratischer Prozess und ich akzeptiere diese demokratische Entscheidung", meinte der 72-Jährige - und ergänzte dann sogar: "Ich will die internen Diskussionen nicht nach außen tragen. So viel kann ich sagen. Es gab nur zwei Nein-Stimmen, der Rest war einfach verunsichert, unentschlossen." Wer nun mit einem (verständlichen) Rundumschlag des Dauerkritikers der Liga rechnet, wird aber enttäuscht. "Was das für mich heißt? Dass mir ein Stein vom Herzen gefallen ist", sagt er und die Erleichterung ist, überraschend, tatsächlich hörbar. Warum? "Weil ich nicht noch eine zusätzliche Verantwortung übernehmen muss. Es war schon schwer genug, meinem Umfeld zu erklären, warum ich mir das überhaupt schon wieder antun will, so eine Funktion zu übernehmen."

Natürlich sei er bereit gewesen, das zu tun, "aber ich habe mich nie darum gerissen. Es war in meiner Lebensplanung nie vorgesehen, Präsident der Liga zu werden. Deshalb ist die Nicht-Wahl kein Problem, ich kann bestens damit leben!" Allerdings räumte er ein: "Bei denen, die den Wahlvorschlag eingebracht haben, herrscht großes Unverständnis." Damit ist in erster Linie Hans Schmid gemeint, Boss der Vienna Capitals, der den Grazer Unternehmer ins Spiel gebracht hatte. 

Lobbying aus der Liga?

Ein klein wenig dürfte Steinburg aber schon mit Gegenwind gerechnet haben. "Es wären doch einige Änderungen bevorgestanden, auch personeller Natur, das habe ich immer gesagt. Es hätte Einschnitte gegeben, also haben sich manche für das kleinere Übel entschieden. Und natürlich wurde vor der Sitzung von den Betroffenen Einfluss genommen." Was Steinburg damit meint, aber nicht sagt: Der 99ers-Boss war mit dem Management der Liga unzufrieden, ebenso mit der Abteilung "DOPS", die die Strafen bestimmt. Sowohl Geschäftsführer Christian Feichtinger als auch DOPS-Chef Lyle Seitz hätten wohl gehen müssen, wäre Steinburg gekommen. Nun scheinen beide Personalien zumindest für die nächsten 18 Monate sicher im Sattel. "Aber laut Statuten ist es natürlich jederzeit möglich, wieder eine außerordentliche Versammlung einzuberufen, auch vor dem Juli 2021", heißt es aus der EBEL-Pressestelle.

Ohne Steinburg muss nun das Interimspräsidium werken, weitere eineinhalb Jahre. "Jetzt müssen sie sich einen anderen Präsidenten suchen, ich bin es sicher nicht", sagte Steinburg mit einem Hauch Sarkasmus. Probleme gibt es nach dem Ausstieg von Liga-Sponsor "Erste Bank" und TV-Partner "Servus TV" einige zu lösen. Aber, sagt Steinburg: "Es wurde bei der Sitzung schon auch eine Lösung vorgestellt, die Kontinuität garantiert, für ein weiteres Jahr ist der Betrieb, wenn auch mit Einschnitten, gesichert. Man hat sich sozusagen Zeit gekauft, aber das ist keine Zukunftslösung, die werden die Herrschaften jetzt selbst finden müssen. . ."

Eines hat man Steinburg aber mit dem Affront der Nicht-Wahl nicht vermiest, wie er betont: "Ich bin ja nach wie vor Präsident der 99ers. Das bleibe ich auch, das habe ich auch klar gesagt. Wir werden uns auch der Arbeit an und mit der Liga nicht entziehen. Soweit bin ich Demokrat, ich habe mich ja nicht selbst aufgedrängt."