Kürzlich wurde das Comeback des bisherigen Jahres angekündigt: Stefan Raab kehrt in die Öffentlichkeit zurück und kämpft gegen die deutsche Box-Ex-Weltmeisterin Regina Halmich. Die Aufregung danach war groß, der Hype ebenso – und die Tickets? Sind schon im Verkauf.

Das Comeback Raabs reiht sich damit in einen neuen Box-Hype ein, der unterschiedliche Promis erfasst. Nicht nur in Deutschland, wo sich im November letzten Jahres zahlreiche Influencer und Reality TV-Stars bei der „Influencer-Fight Night“ die Köpfe eingeschlagen haben, sondern auch im englischsprachigen Raum, wo der Hype ums Boxen noch einmal eine andere Dimension hat.

Die Influencer-Brüder Logan und Jake Paul sowie der englische YouTube-Star KSI haben in den letzten Monaten medienwirksam Kämpfe untereinander und mit anderen Promis abgehalten. Beispielsweise kämpfte Logan Paul gegen den ehemaligen Profiboxer Floyd Mayweather und sein Bruder Jake gegen den ehemaligen Basketballspieler Nate Robinson. Das Spektakuläre daran: die erwirtschafteten Geldsummen.

Millionensummen im Boxring

Beim Boxmatch zwischen den beiden Influencern Logan Paul und KSI sollen rund 150 Millionen Pfund erwirtschaftet worden sein. Im Kampf Jake Paul gegen den britischen Boxer Tommy Fury soll der Influencer 30 Millionen Dollar verdient haben. Für den anstehenden Kampf zwischen Jake Paul und dem Ex-Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson im Juli 2024 spricht Paul sogar von Einnahmen im Bereich von 300 Millionen Dollar. Ob diese Zahl tatsächlich der Realität entspricht, sei dahingestellt.

Das Geld rollt, die Marketing-Maschinerie läuft. Das Wiegen vor den Matches wird zelebriert, der Gegner wird Social-Media-wirksam provoziert und die Kämpfe auf unterschiedlichen Streaming-Plattformen übertragen. Sponsoren lassen sich diese Möglichkeit ebenfalls nicht entgehen: Beim Kampf zwischen Paul und KSI konnte man die Logos von Streaminganbietern oder einem Sport-Einzelhändler erspähen. Auch beim „Influencer-Boxen“ waren Markenlogos auf den Ringseilen gut sichtbar.

Es ist natürlich unerlässlich zu erwähnen, dass die Promis nicht ohne Training in die Box-Kämpfe gehen. Teilweise bereiten sie sich Wochen oder Monate auf ihre Kämpfe vor und tragen nach dem Kampf auch die Folgen. Beim ersten Kampf zwischen Stefan Raab und Regina Halmich im Jahr 2001 nahm der Entertainer eine gebrochene Nase mit nach Hause.

Aufmerksamkeit für den Boxsport

Abseits der großen Geldsummen und Social Media-affinen Boxern erhält der Kampfsport dadurch eines auf jeden Fall: Aufmerksamkeit. „Boxen erhält durch diese Kämpfe eine große Bühne und das ist auch gut so“, sagt die Sprecherin der „Bounce Fitness Zone“ in Wien, Elisabeth Biedermann. Das Boxzentrum „Bounce“ ist das größte Boxzentrum Österreichs und organisiert regelmäßig die „Bounce Fight Night“, die am 6. April wieder stattfinden wird.

Obwohl die Aufmerksamkeit groß ist und potenziell auch neue Zielgruppen angesprochen werden können, ist das Niveau dieser Promi-Kämpfe nicht mit anderen Kämpfen vergleichbar. Boxer im Amateurbereich müssen zahlreiche Kämpfe absolvieren, um überhaupt irgendwann in den Profibereich kommen zu können. Influencer machen das indirekt mit ihrer Gefolgschaft auf Social Media wett. „Das Ganze ist mehr eine Show und wenig professionell“, sagt Biedermann. Was aber nicht heißt, dass diese Kämpfe das Bild des Sports verzerren. „Wenn jemand durch diese Kämpfe zum Boxsport kommen sollte, bemerkt diese Person spätestens beim ersten Mal, dass es ja doch wehtut“, erzählt Biedermann.

Auch der Zulauf zum Boxen sei derzeit groß und komme aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten. „Bei uns trainiert der Anwalt neben den Kindern mit Migrationshintergrund“, sagt Biedermann und fügt hinzu, dass Boxen eine tolle Möglichkeit ist, den stressigen Alltag auszublenden und sich auf eine Sache zu konzentrieren. Beim Boxen wird der ganze Körper in Anspruch genommen: „Grundsätzlich ist Boxen das ehrlichste Duell, es ist ein eins gegen eins“. Und schmerzhaft ist es obendrauf.