„Dynamisch, mutige Kickerinnen und Kicker.“ Diese will der ÖFB in den kommenden Jahren vermehrt produzieren, werden die Verantwortlichen nicht müde zu betonen. Zu diesem Zwecke stellte der Fußballverband in Wien auch neue Konzepte in der Nachwuchsförderung vor. „Die Zehn- bis Vierzehnjährigen befinden sich im goldenen Lernalter. Da geht der Weg bei uns weiter weg von Taktik und hin zu umfassender Ausbildung in der Technik und Athletik sowie dem Mentalen. Denn was nützt Taktik, wenn der Jugendspieler sie technisch nicht umsetzen kann“, sagt ÖFB-Talenteförderer Martin Scherb.

Die Direktion Sport des Verbandes reformiert dazu auch seine Jugendligen, künftig werden noch zwölf Teams in der Bundesliga spielen, darunter gibt es dann die ÖFB-Jugend-Regionalliga. „Noch läuft die Protestfrist für die Klubs, daher können wir über die endgültige Einteilung noch nicht informieren“, so Scherb, der sich in diesem Punkt auch mit einem Reizthema aus Kärnten konfrontiert sieht. Denn nach ÖFB-Plänen hätte der WAC oben bleiben und die Klagenfurter Austria zurückgestuft werden sollen. Die Waidmannsdorfer legten Protest ein. „Uns ist das Streitthema bekannt. Überall, wo es Spannungen gibt, bleibt etwas auf der Strecke. Am Ende hoffen wir auf eine Lösung, die beiden Klubs das Durchsetzen ihrer Nachwuchskonzepte ermöglicht“, bleibt Scherb diplomatisch.

Martin Scherb
Martin Scherb © GEPA pictures

Erfreut ist der ÖFB, dass nach der Reform im Kinderfußball mit kleineren Teams und kleineren Toren die Zahlen stimmen. „3000 Trainer gibt es mehr, 26 Prozent mehr Nachwuchsteams haben wir auch. Also auf dem Großfeld. Und wir haben in den letzten eineinhalb Jahren zehn Prozent weniger Einsteiger wieder verloren. Damals hörten 26 Prozent der Kinder nach ihrem ersten Jahr wieder auf, jetzt sind es 16“, ist Stefan Gogg, zuständig für Breitensport, stolz.

In den Nachwuchs-Nationalteams ändert der Verband zudem die Trainerzyklen. War es früher normal, dass Teamchefs bei den Jüngsten beginnen, mit dem Jahrgang bis zur U19 gehen und danach wieder anfangen, werden sie nun einen Jahrgang nur mehr zwei Jahre betreuen und dann wieder „unten“ beginnen. Das war auch ein Wunsch von A-Teamchef Ralf Rangnick. Zudem behält es sich der Verband künftig vor, bei den Betreuerteams mitzureden. Bis jetzt konnten sich Teamchefs diese alleine aussuchen. „Damit wollen wir auch korrigieren können und nicht zu viele gleiche Charaktere haben. Außerdem unterstützen unsere A-Team-Co-Trainer die Nachwuchs-Teamchefs um einen Blick von außen geben zu können“, sagt Sportdirektor Peter Schöttel.

Auch die Trainer sollen besser ausgebildet und unterstützt werden. Einerseits durch das Online-Tool „Players First“, mit zahlreichen Anregungen und ausgearbeiteten Trainingsinhalten in Text und Bild, „aber auch durch diverse Fortbildungen und Weiterbildungen bis in kleine, detaillierte Schwerpunkte. Zudem kommt eine Athletiktrainerausbildung, die genau auf den Fußball zugeschnitten ist“, sagt Thomas Eidler, Gesamtleiter der Trainerakademie.

Ligareform bei den Frauen

Auch im Frauenfußball, der sich erstmals für die U20-WM qualifizierte, wird sich einiges ändern. „Es steht eine Ligenreform ins Haus. Nach 18 Runden im Grunddurchgang der Bundesliga gibt es ein Meister-Play-off der Top vier und eine Qualirunde der unteren sechs, aber keine Punkteteilung“, sagt Leiterin Isabel Hochstöger, die damit einem Wunsch der Bundesligaklubs nachkomme und auf eine Zahl aus dem Leistungszentrum in St. Pölten hinweist: „32 fertig ausgebildete Spielerinnen kicken in der Bundesliga, 17 weitere sind sogar noch in Ausbildung. Dazu kommen 23, die in internationalen Topligen kicken. Und 33 Absolventinnen spielten bereits im A-Team.“

Isabel Hochstöger
Isabel Hochstöger © GEPA pictures

So will der ÖFB künftig weitere Topspieler repräsentieren, die dann wie das A-Team der Männer zu Endrunden fährt oder auch Spielerinnen die den EM-Heldinnen sowie den U20-WM-Teilnehmerinnen nacheifern.