Die Welt mit ihren Augen sehen – das wünscht man sich an sich nicht. Doch Olympiasieger Benjamin Raich ist der Einladung der österreichischen Sporthilfe, von Sponsor Mastercard und natürlich der Paralympics-Siegerin Veronika Aigner und ihrer Schwester Elisabeth, die als Guide fungierte, gefolgt und hat das Experiment gewagt: Der Tiroler erhielt eine Spezialbrille, die die Sehfähigkeit auf acht Prozent reduziert. Genau so viel, wie Veronika Aigner sieht. Und dann ging es darum, sich auf Ski zu wagen. „Er ist im Schneepflug gefahren, ich bin mir fast vorgekommen, als ob ich mit einem Fünfjährigen fahre“, sagte da Elisabeth Aigner lachend. Raich bestätigt: „Ja, es war unglaublich. Du siehst praktisch nichts. Und wenn du das nicht gewöhnt bist, fehlt dir jedes Vertrauen. Was Veronika leistet, ist unglaublich!“ Von dem Experiment gibt es auch einen Film, der am Freitag im ORF (18 Uhr) seine Premiere erlebt.

Die Niederösterreicherin bewies mit ihrer Schwester an anderer Stelle, zu welch Leistung sie imstande ist: Einmal mehr fuhren die beiden die Streif. „Aber wir hatten keine Zeit, um zu besichtigen“, erzählte Guide Elisabeth, „insofern war es auch schwierig abzuschätzen, wie die Piste beschaffen ist.“ Die ist zumeist eisig. Und die beiden fahren auch schnell: „Wir sind schon an die 100 km/h gefahren, das spüre ich“, erzählte Vroni, die ergänzt: „Da war der Puls schon einmal auf 170. Und man kann dem, was die Skifahrer hier leisten, gar nicht genug Respekt entgegenbringen.“

Aigner beschreibt ihr Sehen als „hauptsächlich weiß und stark verschwommen“. Umso atemberaubender ist es, wenn sie die Streif fährt. „Ich kann ihr nur sagen, dass es eisig ist und dass sie die Hüfte am Hang braucht und die Kanten gescheit in den Schnee drückt“, sagt Lissi Aigner, die neben den Kommandos beim Guiden auch aufpassen muss, selbst nicht zu stürzen, denn: „Wenn wir so knapp hintereinanderfahren, würde Vroni nie mehr ausweichen können.“ Am Freitag erleben die Geschwister noch einen Höhepunkt: Da dürfen sie vor dem ersten Vorläufer über die Traverse den Zielschuss hinunterstechen. „Wir haben ja leider nicht oft Zuschauer bei den Para-Rennen, das wird schon eine ganz neue Erfahrung“, sagt Elisabeth. Und Veronika ergänzt lachend: „Ich sehe die Leute aber eh nicht, ich höre sie nur ...“ Die große Hoffnung der beiden: „Hoffen wir, dass wir alles gesund ins Ziel bringen ...“