Vor 54 Jahren hat die erste Frau an der HTL Kapfenberg ihre Matura abgelegt. Ihr Name ist Dorothea Löw aus St. Katharein an der Laming. Schon in ihrer Kindheit war sie an technischen Dingen interessiert: "Ich habe zum Beispiel Uhren und Fahrräder auseinandergenommen. Das hat mich fasziniert." Darum wollte sie eigentlich Architektin werden. Doch da ihr der Ausbildungsweg dafür zu lange war, entschied sie sich nach der Mittelschule für die dreijährige Fachschule für Maschinenbau. Nach der Aufnahmeprüfung an der HTL hat ein Professor sie überredet, doch die höhere Ausbildung für Maschinenbau zu besuchen.

Während der Schulzeit wurde sie von ihren Mitschülern und auch den Professoren akzeptiert und aufgenommen. "Mit der Ausnahme eines Lehrers, der nicht sehr erfreut war, dass eine Dame einen technischen Beruf ausüben will", so Löw. Trotzdem fühlte sie sich wohl in einer Schule voll mit jungen Burschen. "Alles fühlte sich ganz normal an", schwelgt sie in Erinnerungen.

Sie war eine gute Schülerin, trotz geringer Anstrengung. "Ich habe mich in der Schule nie richtig anstrengen müssen, um gute Noten zu erlangen. Ich habe einfach im Unterricht gut aufgepasst", verrät sie ihr Erfolgsgeheimnis. Mit der Matura in der Tasche entschied sich Löw für einen Arbeitsplatz bei der Firma Siemens in Deutschlandsberg. "Damals war es als Frau sehr schwer in technischen Berufen zu arbeiten. Das habe ich immer wieder zu spüren bekommen", so Löw. Aber auch die Rolle der Frau heutzutage gibt Löw zu denken: "Zu meiner Zeit haben wir es schwer gehabt. Die Frage ist, ob es heute wirklich leichter geworden ist. Ich denke und befürchte aber, dass es für die eine oder andere Dame sicher heute auch noch schwer sein muss."

Dennoch entscheiden sich immer mehr junge Frauen dazu, eine technische Ausbildung zu beginnen. Laut der Wirtschaftskammer sind beispielsweise momentan 25 Prozent der Studierenden an der Montanuniversität in Leoben Frauen. Dieser Prozentwert war vor einigen Jahren noch im niedrigen einstelligen Bereich.