Donald Trump wird im Knast landen, in Untersuchungshaft zumindest. Die Generalstaatsanwaltschaft von Manhattan wird ihn am kommenden Dienstag vorladen, ihm Handschellen anlegen, die Fingerabdrücke abnehmen. Die Fotografen werden einander auf die Füße treten, um das Bild zu erhaschen. Vielleicht zieht er sich das Jacket über den Kopf, wenn er vorgeführt wird, der sogenannte "Perp Walk", wie wir es aus Filmen kennen. Groß haben das die New York Times, die Washington Post und andere Zeitungen über die ganze erste Seite ausgebreitet.

Es geht darum, ob Trump der Pornodarstellerin Stormy Daniels einer Affäre wegen Schweigegeld gezahlt und das als Geschäftsausgabe oder Wahlkampfkosten deklariert hat. Keine große Sache, meinen seine Verteidiger. Wobei es bereits ungewöhnlich ist, sich anzuhören, dass es nichts Besonderes ist, wenn ein US-Präsident, ein verheirateter Konservativer zumal, Sex mit einer Pornoschauspielerin gehabt haben soll. Die Republikaner hörten sich bei Bill Clinton noch ganz anders an.

Wird er nun verhaftet?

Aber wird dieses Szenario Wirklichkeit? Trump hat in den letzten sechs, sieben Jahren die Schlagzeilen beherrscht wie kein anderer. Dem täglichen Trump, der einem von den Zeitungsständen und Bildschirmen entgegenlachte, stand die ebenso tägliche Prophezeiung gegenüber: Nun aber geht es ihm an den Kragen, ganz bestimmt! Jetzt nun endlich wirklich! Ihr werdet es sehen, bald!

Dabei reden wir hier nur von den USA. In New York haben wir derartige Schlagzeilen schon seit den Achtzigerjahren, als sich Trump von der Betonmafia Baumaterialien liefern ließ und sich Fehden mit Stadtgrößen lieferte, die allesamt lange verstorben sind. Die Voraussage seines Niedergangs ist ein Dauerbrenner wie der Football bei der Comicserie "Peanuts", den Charlie Brown immer wieder zu treten versucht, während Lucy ihn wegzieht. Wir leiden schon lange unter Trump-Fatigue.

Was spricht dagegen?

Aber was spricht gegen eine Anklage? Viele Republikaner scharen sich um Trump. Manche verteidigen ihn aus Parteiraison, manche glauben, es sei gut für ihre Karriere. Herzensliebe; eher nicht. Trump-Konkurrent Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, hat angekündigt, sollte Trump nach Florida flüchten, werde er ihn nicht nach New York ausliefern. Sein Vize Mike Pence warf der Staatsanwaltschaft vor, sie überreagiere aus politischen Gründen, und das werde nur Unruhe und Streit bringen.

Streit bringt es garantiert. Trump, bereits abgemeldet, könnte sich neu als Märtyrer inszenieren; er hat immer noch viele Anhänger, die für ihn auf die Straße gehen. Das fürchten auch Demokraten, die zudem finden, dass die Daniels-Affäre, verglichen mit der Unterstützung der Krawalle vom 6. Januar 2021, nachrangig ist. Und auch Trump selber glaubt, dass ihm die Inszenierung politisch nützen wird.

Gleichviel; wenn die Staatsanwaltschaft nun einknickt, beweist sie in den Augen der Trump-Fans, dass an den Vorwürfen nie etwas dran war, sondern dass die politisch motiviert waren. Dieser Zug ist abgefahren, nun geht es nur noch nach vorne.