Spektakulär ist die Entscheidung nicht. Als Barack Obama den Friedensnobelpreis erhielt, oder die Europäische Union, konnte man sich leichter darüber freuen oder auch empören. Auch über eine Ehrung für die Klima-Aktivistin Greta Thunberg oder den russischen Kreml-Kritiker Nawalny hätte es sich leichter streiten lassen. Heuer hat sich das Nobelpreis-Komitee dafür entschieden, das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen auszuzeichnen - und dieses widmet sich dem Kampf gegen Hunger.

Ein unangenehmes Thema, von dem wir lieber nicht zu oft etwas hören wollen; Hunger - das ist so furchtbar, dass wir es weitgehend aus unserem Bewusstsein verbannt haben. Dorthin hat es die Entscheidung in Oslo nun zurückgeholt. Und genau darin liegt die Stärke der Entscheidung.

Die Zahl der Hungernden hat weltweit in den Neunzigerjahren abgenommen. Hier wurden wichtige Erfolge erreicht. Doch in den vergangenen Jahren gibt es gegenläufige Bewegungen: In Folge des Klimawandels, neuer bewaffneter Konflikte und wirtschaftlicher Schwächen oder Ungerechtigkeiten steigt die Zahl der Hungernden in vielen Weltgegenden wieder an. 2019 litten 135 Millionen Menschen an akutem Hunger. Das war bereits die höchste Zahl seit vielen Jahren. Zu Recht verweist das Nobel-Komitee auf das Beispiel des kriegsgeplagten Jemen, wo sich die Lage durch die Corona-Krise noch weiter verschärft.

Pandemie

Gerade in Zeiten der Pandemie hat sich durch Reisebeschränkungen die Arbeit der Helfer erschwert - und viele Betroffene sind neu oder verstärkt in die Armut oder in Mangelernährung gerutscht; es droht eine Zuspitzung der Hungerkrise. "In einer Welt des Überflusses ist es unerhört, dass Hunderte Millionen Menschen jeden Abend hungrig zu Bett gehen", sagte UN-Chef Antonio Guterres völlig zu Recht.

Der Nobelpreis ist ein wichtiger Aufruf an die Staatengemeinschaft, den Kampf gegen den Hunger stärker zu unterstützen und mit humanitärer Hilfe Leid zu lindern. Zugleich ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass Hunger ein Phänomen ist, das Ursachen hat - es geht um strukturelle Probleme wie eben Klimawandel und ungelöste Kämpfe um Ressourcen. Auch die müssen dringend angegangen werden.