Bernie Sanders, der 82-jährige Linksaußen der US-Politik, will für eine weitere Wahlperiode im US-Senat antreten – zum vierten Mal. Der Senator für den US-Bundesstaat Vermont und mehrfache Präsidentschaftskandidat gilt als Stimme der amerikanischen Linken und ist auch im Alter nicht konservativ geworden.

Wenn Sanders, oder, wie sie ihn nennen, Bernie auftaucht, kommen die Fans. In den Talkshows ist der wortgewaltige Meinungsstarke gern gesehener Gast. Er ist der einzige US-Politiker, der spricht, wie Bruno Kreisky, Worte wie „Arbeiterrechte“ in den Mund nimmt, Benjamin Netanyahu zurechtstutzt und gegen neue Kriege stimmt. Er will auch — anders als Joe Biden — Militärhilfe für Israel an Bedingungen knüpfen.

Älter als Joe Biden

Der weißhaarige Politiker ist älter als Biden; der zweitälteste Senator nach Chuck Grassley aus Iowa (Dianne Feinstein aus Kalifornien starb mit 90 Jahren im Amt). Aber er wirkt jünger und agiler als der Präsident. Politisch engagiert war er schon als Student im Chicago der sechziger Jahre, in der Bürgerrechtsbewegung, die für gleiche Rechte für Schwarze kämpfte. Nach dem Studium zog der Brooklyner aus einer jüdischen Arbeiterfamilie – sein Vater wanderte aus einer Kleinstadt nahe Krakau aus, damals Österreich-Ungarn – ins ländliche Vermont.

Er blieb in der Politik; war dreimal Bürgermeister der größten Stadt Burlington, danach 16 Jahre im Repräsentantenhaus; seit 2006 ist er Senator. Allerdings nicht für die Demokraten. Sanders gehörte zeitlebens linken Parteien an; die Liberty Union Party, die Socialist Workers Party und die Socialist Party. Inzwischen bezeichnet er sich als Unabhängiger und progressiver Sozialdemokrat.

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Hochzeitsreise in der Sowjetunion

Als Bürgermeister initiierte er Partnerschaften mit einem Vorort von Moskau, Bethlehem in der Westbank und einer Stadt in Nicaragua. Er traf sich auch mit dem Bürgermeister von Havanna, Kuba. Die Hochzeitsreise mit seiner Frau Jane 1988 verbrachte er in der Sowjetunion. Dies sei kein Urlaub gewesen, sondern eine Reise zur Völkerverständigung, sagte er zu Kritikern.

Zweimal wollte Sanders Präsident werden. Sein Programm war einfach: Krankenversicherung für alle, bezahlbare Universitäten, Gewerkschaften stärken, keine ewigen Kriege. Noch heute glauben viele, er hätte gegen Donald Trump gewinnen können, anders als Hillary Clinton, und er sei vom demokratischen Establishment um die Nominierung betrogen worden. Tatsächlich hatte Sanders nicht nur bei jungen Menschen, sondern auch bei Trump-Wählern viele Anhänger. Nun aber hat er Biden seine Loyalität versprochen.