In den sozialen Medien machen Boykottaufrufe für Starbucks und McDonald’s die Runde, denen auch Taten folgen. Grund dafür ist vordergründig, dass Starbucks in den Vereinigten Staaten der hausinternen Gewerkschaft Starbucks Workers United untersagt hatte, das Firmenlogo weiterzuverwenden. Die Arbeitnehmervertretung hatte zuvor auf der Plattform X ein Bild eines von Hamas-Terroristen gelenkten Bulldozers veröffentlicht, als dieser am 7. Oktober einen Teil des Grenzzaunes zu Israel niederriss. Kommentiert wurde der Post, der ursprünglich von einem anderen Nutzer kam, mit den Worten „Solidarität mit Palästina!“.

Dass der Bagger damit den Weg für Hamas-Terroristen freimachte, die dadurch auf israelisches Gebiet vordringen und über 1400 Menschen töten konnten, kam bei der Aktion nicht zur Sprache.

Ein Rabbi steht vor dem Fenster einer Starbucks-Filiale in den USA. Darauf ist zu lesen „Free Gaza“
Ein Rabbi steht vor dem Fenster einer Starbucks-Filiale in den USA. Darauf ist zu lesen „Free Gaza“
© IMAGO/Craig S. Semon/Telegram & Gazette

Im Fall vom US-amerikanischen Fast-Food-Riesen McDonald’s rühren die Aufrufe zum Boykott daher, dass McDonald’s Israel zu Beginn des Krieges 100.000 Mahlzeiten an Soldaten und Krankenhäuser verteilte und Militärs derzeit 50 Prozent Rabatt gewährt.

Auf Solidaritätskundgebungen für den palästinensischen „Widerstand“ kommen Filialen dieser Ketten nun international unter Druck. Nicht nur in der islamischen Welt, auch im Westen werden Läden belagert oder mit Schriftzügen besprüht. Die oftmals prekär angestellten Servicekräfte finden sich in vorderster Front eines Konfliktes, mit dem sie meist wenig zu tun haben.

Auf einer Großdemo in Berlin riefen Protestierende Angestellten und Gästen des Kaffeehauses wütend „Schämt euch“ entgegen, in Barcelona wurde eine Filiale mit einer Menschenkette abgeriegelt. In Großbritannien ließen Aktivisten zum wiederholten Male Mäuse in einem Burger-Restaurant frei. In London mussten Kunden eine Filiale unter Schimpftiraden durch ein Spalier von Demonstranten verlassen, auch Kinder wurden dabei beschimpft.

Verkürzte Kapitalismuskritik

Im Falle von Franchise-Unternehmen, wie beispielsweise McDonald’s, agieren verschiedene Länder und Regionen in der Regel unabhängig voneinander. Komplexe Firmen- und Aktionärsstrukturen teilen Vermögen und Besitz auf. Einzig Name und Produkte der Marken sind weltweit dieselben, jedoch gibt es oftmals keine Verflechtungen in der Organisation der Unternehmen. Im heraufbeschworenen Kampf gegen den Zionismus und das Kapital scheinen solche Details allerdings eher im Weg zu stehen.

Einige Ableger multinationaler Firmen in der muslimischen Welt sehen sich durch die Boykottaufrufe nun dazu genötigt, selbst an die Öffentlichkeit zu gehen und darzulegen, dass man auf Unternehmensentscheidungen anderer Konzerngruppen keinen Einfluss habe. In Kuwait und Katar haben die dortigen McDonald’s-Gruppen Hunderttausende Dollar Spendengelder für Gaza angekündigt.