Mitte Mai zeigte sich der Nachthimmel vielerorts in Österreich in Pink, Violett oder auch in Grüntönen. Verantwortlich waren Polarlichter, die auch in unseren Breitengraden zu bestaunen waren. Das Schauspiel könnte sich jetzt Anfang Juni nochmals wiederholen. Denn die Sonnenrotation ist fast vollendet, die Voraussetzungen sind gut.

Nicht nur die Erde dreht sich, auch die Sonne rotiert. Dafür benötigt sie 27 Tage. Das hat zur Folge, dass die Region der Sonne, auf der die derzeit besonders starken Sonnenstürme – die Auslöser der Polarlichter – entstehen, nicht immer der Erde zugewandt sind. Polarlichter sind bei uns also nur dann zu sehen, wenn die Sonnenstürme Richtung Erde ausstrahlen und als sogenannte geomagnetische Stürme Polarlichter erzeugen (können). Und natürlich müssen die Wetterbedingungen bei uns stimmen.

Am 6. Juni gute Voraussetzungen

Am Donnerstag, 6. Juni, könnte sich daher ein Blick in den – hoffentlich wolkenfreien Sternenhimmel – lohnen. Dann hat sich die Sonne nach 27 Tagen wieder so weit gedreht, dass die Sonnenflecken, in denen die Sonnenstürme entstehen, erneut in Richtung Erde zeigen. Und Polarlichter theoretisch möglich sind. Die Voraussetzungen sind durchaus günstig: Es herrscht Neumond. Sollte dann auch noch der Himmel sternenklar sein, sollte man auf alle Fälle den Blick in den Nachthimmel richten.

Sonnenstürme können einen Ausnahmezustand verursachen. Für die Erde sind sie keine Gefahr, aber für die hochtechnologische Welt schon: Bei einem Sonnensturm rasen hochenergetische Teilchen und eine massive Plasmawolke auf die Planeten zu und können die Infrastruktur auf und um die Erde herum massiv stören. Schmerzlich erfahren musste dies vor zwei Jahren das private US-Raumfahrtunternehmen SpaceX, das infolge eines Sonnensturms rund 40 seiner Satelliten verlor.


Sonnenstürme entstehen bei Eruptionen auf dem Stern. Dabei werden der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) zufolge hochenergetische Teilchen und Plasma in einer Dimension von Milliarden Tonnen ins All geschleudert, die sich binnen kurzer Zeit auf die 150 Millionen Kilometer entfernte Erde zubewegen können. Die Erde ist eigentlich durch ihr Magnetfeld und die Atmosphäre geschützt, dennoch können solche Stürme zu massiven Schäden führen. Satelliten können zerstört werden, Stromnetze oder Kommunikations- und Navigationssysteme zusammenbrechen.

Laut Forschern ist es jederzeit möglich, dass ein sehr extremer Sonnensturm auftritt und weitreichende Folgen haben kann, wenn dies auch nicht sehr wahrscheinlich sei. Um die Stromnetze auf der Erde zu schützen, braucht es eine bestimmte Vorwarnzeit – derzeit ist diese aber nicht erreichbar: Die Sonnenteilchen bewegen sich rasend schnell durch die Weiten des Sonnensystems. Wenn man Kapazitäten in Generatoren und Transformatoren herunterregeln könnte, könnte dies ausreichen, um sie vor Schaden zu bewahren. Ein Jahrhundertereignis sei allerdings ganz schwer vorherzusagen, heißt es.