Kürzlich wurde der Verein Pfotenhilfe auf einen „Pferdezucht“-Skandal im Mühlviertel (OÖ) aufmerksam gemacht. Umgehend machte sich eine fachkundige Mitarbeiterin auf dem völlig verwahrlosten Hof in Sarleinsbach (Bez. Rohrbach) selbst ein Bild und lieferte einen erschütternden Bericht ab: „Ein Teil der Pferde hat unbehandelte Verletzungen sowie sehr schmerzhafte Entzündungen und Hufkrankheiten, sie stehen in Kotbergen und Gülleseen und bekommen hauptsächlich aufgerissene Silageballen, deren Plastikteile im Futter herumliegen. Das Schmutzwasser vom Misthaufen rinnt in den Bach, aus dem die Pferde sogar trinken!“, so die entsetzte Pferdewirtin nach ihrem Besuch. Zudem bestünde durch lose hängende Bretter weitere Verletzungsgefahr. Eine behördliche Kontrolle im Jänner hätte aber lediglich die Auflagen zur Folge gehabt, täglich auszumisten, einzustreuen, die Zahl der Pferde geringfügig zu reduzieren und eine Hufkontrolle durch einen Hufschmied mit einer Frist von fast drei Monaten durchführen zu lassen.

Zehn Stuten hochträchtig

Die etwa 75-jährige Halterin, die im zugemüllten Heuboden ihres Messiehofs schlafe, sei aber keinesfalls in der Lage, die derzeit 15 Pferde zu betreuen. Weiters müssten die akuten Entzündungen und schmerzvollen Erkrankungen dringend von einem Tierarzt behandelt werden, beanstandete die Tierschützerin. Höhepunkt des Skandals: Statt die Pferde zu reduzieren, waren zum Zeitpunkt des Besuchs zehn Stuten hochträchtig und außerdem von Katzenschnupfen geplagte Katzen zu sehen. Auch die Zustände im Stall und auf den Weiden hätten sich nicht verbessert, weshalb die Pfotenhilfe einen aufrüttelnden Bericht mit Fotos an die Tierschutzombudsstelle schickte, in dem die Dringlichkeit des Falls samt notwendiger tierärztlicher Akutbehandlung beschrieben wurde. Schon am nächsten Tag waren Amtstierärzte vor Ort und es wurden für Freitag ein pferdefachkundiger Tierarzt und ein Hufschmied bestellt, die die Tiere behandelten. Am Dienstag soll es eine weitere behördliche Kontrolle geben.

„Wir freuen uns für die schmerzgeplagten Pferde, aber auch die Umweltbeeinträchtigungen müssen dringend beseitigt und auch die katastrophalen Lebensumstände der Halterin näher beleuchtet werden. Letztlich wird den Behörden nichts anderes übrig bleiben, als diese skandalöse Pferdezucht raschestmöglich behördlich zu schließen. Aus dem Umfeld hört man, dass der Fall schon seit 13 Jahren bekannt sei! Die zuständigen Behörden müssen Tierschutz endlich ernst nehmen. Man kann nicht immer so lange wegschauen, bis es zu spät ist und zum öffentlichen Skandal wird“, ärgert sich Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler.