Die Meldungen über Messerstechereien - vor allem mit Beteiligung Jugendlicher - stieg in den vergangenen Wochen stark an. Speziell in Favoriten spitzte sich die Situation zu. „Ich fühle mich hier nicht sicher“, schilderte eine Anwohnerin vergangene Woche bei einem Lokalaugenschein der Kleinen Zeitung im 10. Wiener Gemeindebezirk. Genau auf diese Ängste der Menschen reagiert die Politik nun. Am Dienstag wurde verkündet, dass am Reumannplatz ab Karsamstag eine Waffenverbotszone eingerichtet wird.

„Es ist ganz wichtig, dass die Gesellschaft und der Gesetzgeber ein Zeichen setzt. Wir wollen eine Gesellschaft, die ohne Waffen auskommt“, betont Gerhard Pürstl, der als Wiener Polizeipräsident mitverantwortlich für die Maßnahme ist, im ZiB2-Interview bei Armin Wolf am Mittwochabend. Das Einrichten einer Waffenverbotszone am Reumannplatz sei aufgrund der derzeitigen Lage notwendig. „In Favoriten ist die Suchtmittelkriminalität stark im Steigen. Diese bringt zwei Begleiterscheinungen, nämlich Körperverletzungen und Raubüberfälle, mit sich“, erklärt Pürstl. Die Statistik von 2023, die besagt, dass es mit allen Waffenarten weniger Delikte als 2015/16 gab, sei in diesem Fall irrelevant.

Der Polizeipräsident bekräftigte einmal mehr sein Anliegen eines allgemeinen Waffenverbots in Österreich, „da ich nicht einsehe, dass irgendjemand eine Waffe nur um des Mitführens willen dabei hat“.

Zu wenig Polizisten?

320 Polizistinnen und Polizisten sind in Favoriten stationiert, also nur knapp halb so viele wie in Linz, obwohl die oberösterreichische Landeshauptstadt und der 10. Wiener Gemeindebezirk mit rund 220.000 in etwa gleich viele Einwohner haben. Natürlich würde sich Pürstl eine Aufstockung des Personals wünschen, dass es jedoch zu wenige sind, um Herr der Lage zu werden beziehungsweise zu bleiben, lasse er nicht gelten.

„Wir haben in Wien ein System, in dem es keine Inseln gibt. Es wird also bezirksübergreifend gearbeitet. Außerdem arbeiten wir mit vielen Sondereinheiten zusammen. Man darf es sich also nicht so leicht machen und nur die systemisierten Beamten zählen“, erläutert Pürstl.

Nicht nur generell mehr Polizistinnen und Polizisten, sondern speziell mehr mit Migrationshintergrund könnten helfen, um die Communitys in den Brennpunkten besser zu erreichen. „Wir haben nicht genug in dem Ausmaß, in dem wir sie brauchen würden“, gibt Pürstl zu. Aber: „Wir wollen beim Niveau der Ausbildung keine Abstriche machen. Darum ist es nicht ganz einfach, Beamte mit Migrationshintergrund zu finden, die auch die Prüfungen schaffen.“

Kinder müssen die Sanktionen spüren

Neben der Diskussion über ein Verbot von Waffen im öffentlichen Raum wird auch über die Strafen für unter 14-Jährige intensiv debattiert. Pürstl spricht sich dabei klar für ein „Sanktionensystem“ aus, präzisiert aber nicht weiter. Modelle gäbe es viele, eine Herabsetzung der Strafmündigkeit wäre eines davon.

Der zentrale Punkt sei jedenfalls: „Kinder und Jugendliche müssen sehen, dass es Grenzen gibt. Sie müssen die Sanktionen spüren“, stellt der Wiener Polizeipräsident klar.