Ein zwölfjähriges Mädchen soll in Wien monatelang von teils selbst noch minderjährigen Tätern sexuell genötigt und mit Videos erpresst worden sein. Nach Informationen von „heute.at“ sollen zwischen 20 und 30 Jugendliche an den Straftaten beteiligt gewesen sein, bislang wird von 17 Tatverdächtigen ausgegangen. Aktuell sind alle Verdächtigen auf freiem Fuß. Die Fälle sollen sich zwischen Februar 2023 und Juni 2023 ereignet haben.

In der ORF-Sendung „Thema“ nahm die Mutter des Opfers am Montagabend Stellung zu den erschreckenden Verbrechen, die ihrer Tochter angetan wurden.

Vorwurf der unaufmerksamen Mutter trifft nicht zu

Die meiste Zeit war die Mutter davon überzeugt, dass ihre Tochter entweder in der Schule oder im Nachmittagsunterricht war. Als sie plötzlich von der Schule über die vielen Fehlstunden informiert wurde, reagierte sie schockiert: „Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was geschehen war.“

Die Überwindung, sich den Fragen und Antworten im Interview zu stellen, begründete sie damit, dass sie den häufigen Vorwurf, die Eltern hätten etwas merken müssen oder etwas sei in diese Richtung schiefgelaufen, richtigstellen wollte: „Das ist aber nicht so“, stellte die Mutter klar.

Die Mutter erfuhr von einem Bekannten ihrer Tochter, was mit ihrem Kind passiert war: „Er hat mich kontaktiert und mir erzählt, was er alles gehört und welche Videos er gesehen hat“. Mithilfe des Bekannten, der ihr die Social-Media-Profile der mutmaßlich Beteiligten zeigte, konnte sie die Verdächtigen dann ausfindig machen. Sie stellte einen Ordner mit Namen, Fotos und eindeutigen Profilen zusammen.

Mutter hat Vernehmungen der Verdächtigen noch nicht gelesen

Die Mutter beschrieb den Moment, als sie von den Aussagen ihrer Tochter erfuhr, als etwas, „das man sich nicht vorstellen kann“. Sie glaubte, schlecht zu träumen und gleich wieder aufzuwachen. Um ihrer Familie willen versuchte sie, so gut wie möglich die Fassung zu wahren.

Die Aussagen der Jugendlichen, die die Vorwürfe vehement abstreiten, hat sie selbst noch nicht gelesen. „Es ist psychisch gesehen ohnehin schon ein absolutes Martyrium, für uns alle“, beschrieb die Mutter die Situation und verriet, dass sie nach Absprache mit ihrer Tochter die erste halbe Seite der Vernehmungen gelesen habe. Aber wie der Vater sei auch sie nicht über die halbe Seite hinausgekommen. Auch wenn sie sich mehr Einblick wünschten, könnten sie als Eltern diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen.

Tochter schob Veränderung auf Pubertät

Dass sich ihre Tochter im letzten Jahr verändert habe, sei der Mutter durchaus aufgefallen. Sie habe sich sogar betreuen lassen und sei regelmäßig zur Ärztin gegangen. „Sie ist immer sofort in ihrem Zimmer verschwunden, war etwas eingeschüchtert, hat sich zurückgezogen“, skizziert sie die Entwicklung ihrer Tochter weiter und sagt, sie habe es oft auf die Pubertät geschoben. Sie habe aber gespürt, dass etwas anderes dahintersteckte.

Bevor ihre Tochter schließlich die Wahrheit sagte, habe sie panische Angst gehabt. Unter den Mitschülern seien Gerüchte über die heute 13-Jährige verbreitet worden, und sie sei von der Gruppe der Verdächtigen als „Mädchen, das alles macht“ hingestellt und bedroht worden.

Sie habe versucht, ihre Tochter sehr selbstbewusst zu erziehen: „Deshalb war ich so schockiert“, sagt die Mutter über ihre Erziehungsmethoden. Wenn sie sich die Situation als Zwölfjährige vorstelle, in dieser Form eingeschüchtert und niedergemacht zu werden, hätte sie sich in diesem Alter auch nicht getraut, „Nein“ zu sagen. 

„Wir leben in Angst“

Über die kommende Zeit sagte die Mutter, dass die Familie wieder bei null anfangen müsse: „Wir leben in Angst! Unser Lebensmittelpunkt muss ein anderer werden. Wir planen einen Neuanfang in jeglicher Hinsicht. Sie kann keinen Schritt alleine nach draußen machen und das mit 13 Jahren. Es ist die Hölle.“ Sie habe keine Erklärung für das, was bei den Verdächtigen und deren Familien und Freunden im Kopf vorgehe.