Der Platz vor dem Parlament in Wien war voll mit Menschen: Zehntausende demonstrierten Ende Jänner, nachdem Politiker und Rechtsextreme in Potsdam die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert hatten. Die Klimabewegung „Fridays for Future“ (FFF) war einer der Veranstalter und ruft kommenden Sonntag zur nächsten Demo auf. Mit dem Unterschied: Wurde der erste Protest als „Demo gegen rechts“ bekannt, will man nun explizit „gegen Rechtsextremismus“ und für die Demokratie auf die Straße gehen. Denn, dass es plötzlich so aussah, als ob sich die Klimabewegung - die sich selbst als überparteilich bezeichnet - gegen rechts positioniert, dürfte die Aktivisten im Nachhinein wenig gefreut haben. Man rudert zurück: „Die Unterscheidung zwischen rechts und rechtsextrem ist für uns signifikant“, sagt Sprecherin Leila Kriechbaum.

Doch was genau steckt hinter alldem? Dass FFF nun neben dem Klimaschutz für Demokratie demonstriert, begründet die Bewegung darin, dass sich nur in einer „wehrhaften Demokratie Klimaschutzmaßnahmen durchsetzen lassen“. Das mache Sinn, sagt Umweltpsychologe Thomas Brudermann von der Uni Graz. Er sieht noch einen weiteren Grund: „Das Klimathema hat sich als Aufmerksamkeitsbringer etwas abgenutzt.“ FFF habe mit einem Mobilisierungsproblem zu kämpfen, sagt auch Klimapolitikprofessor Reinhard Steurer. Die Letzte Generation dominiere mit den Klebeaktionen das Thema. Auf den Zug der Demos für Demokratie aufzuspringen, bezeichnet Steurer als „praktikable Möglichkeit“ wieder massentauglicher zu werden.

Klima als Gesellschaftsthema

Dass FFF aber mit einer „Demo gegen rechts“ in Verbindung gebracht wurde, hält Steurer für unglücklich. Brudermann ortet in Sachen politischer Positionierung ein Dilemma für FFF: „Man hat mit dem Klima ein Anliegen, das eigentlich alle betrifft, aber gleichzeitig hat man politisch mehr Resonanz von links und mehr Abneigung von rechts. Wenn ich also eher konservativ und rechts der Mitte eingestellt bin, fühle ich mich wahrscheinlich derzeit nicht gut abgeholt von FFF.“ Das sei fatal, Steurer betont: „Die Klimakrise ist eine so große Herausforderung, dass man niemanden ausschließen kann. Auch Menschen rechts der Mitte nicht. Es kann ja sein, dass sie sich doch entscheiden, sich fürs Klima einzusetzen.“

Entscheidend sei nun, Klimaschutz so zu vermitteln, dass es als gesamtgesellschaftliches Thema wahrgenommen wird, sagt Brudermann. Er empfiehlt FFF, sich eher nur auf den Klimaschutz als Kernbotschaft zu konzentrieren – so ein Fokus könne einer Bewegung Kraft verleihen. „Und FFF hat sich ein bisschen in Details und Randthemen verloren mit der Zeit.“

Was die Protestmethode angeht, will FFF bei Demos bleiben, sagt Kriechbaum. Nach dem Protest am Sonntag werden am 1. März vorrangig junge Menschen für den Klimaschutz vors Parlament ziehen. Am 15. März will man gemeinsam mit der Gewerkschaft der Buslenker streiken.