2023 war ein turbulentes Jahr – auch für die Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner. Insolvenzen, wie jene von Signa, sowie Kollektivvertragsverhandlungen haben viel Staub aufgewirbelt. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian sieht auch für das Jahr 2024 einige Herausforderungen auf sich zukommen.

Positive Bilanz zur Herbstlohnrunde

„Die Herbstlohnrunde war sehr gut, wir wollten die Kollektivvertragsverhandlungen entlang der rollierenden Inflation abschließen“, so Katzian im Rückblick. Mit der Bilanz sei er im Allgemeinen daher zufrieden, auch wenn zwischendurch harte Töne fielen. Zu Beginn der Lohnverhandlungen im Handel hatte Katzian den Arbeitnehmervertretern vorgeworfen, Arbeitgeber wie einen „nassen Fetz’n zu behandeln“.

Im Ö 1-Morgenjournal verteidigt Katzian die Deutlichkeit: „Es geht um Respekt und Anerkennung und der war durch das erste Angebot der Arbeitgebervertreter nicht gegeben“. Bezüglich der Pleite von Signa erhofft sich der ÖGB-Präsident nun eine Aufarbeitung durch die Finanzaufsicht und womöglich durch das Parlament. Immerhin gehe es bei einer Pleite dieser Dimension um eine Vielzahl an Arbeiterinnen und Arbeiter, die durch den Jobverlust ihre Existenzgrundlage verloren hätten.

Katzian: „Lohnnebenkosten von Gewerkschaften erkämpft“

Die zuletzt gestiegene Arbeitslosenquote mache Katzian Sorgen. Um den Arbeitsmarkt wieder anzukurbeln, fordert er daher unter anderem einen Ausbau der Kinderbetreuung, um auch Frauen Vollzeitarbeit zu ermöglichen. Zudem wünscht sich Katzian eine Qualifizierungsoffensive im AMS, um die 61.000 Arbeitslosen zwischen 15 und 24 in Jobs zu bringen.

Dem Vorschlag der Industriellenvereinigung, Lohnnebenkosten zu senken, um die Konjunktur anzukurbeln, kann Katzian nichts abgewinnen. „Jene, die fordern, Lohnnebenkosten zu senken, sollten klar sagen, wo sie diese senken wollen“, sagt Katzian. Immerhin seien Lohnnebenkosten Bestandteil des Lohns. „Die Beträge der Arbeitgeber zu den Pensionsversicherungen, die Beiträge der Arbeitgeber zu den Krankenversicherungen – all das wurde von Gewerkschaften erkämpft“, so der Gewerkschaftspräsident, der ausführte: „Das machen wir sicher nicht“.

Kritik von Wirtschaftsvertretern

Wirtschaftsvertreter reagierten umgehend auf den Äußerungen des obersten Gewerkschafters und sahen den Wirtschaftsstandort in Gefahr. „Wer meint, er bekenne sich zum Industriestandort Österreich, aber eine Lohnnebenkostensenkung sei nicht nötig, hat den Ernst der Lage nicht erkannt“, meinte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf.

Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger sprach heute von „vermeintlich guten Ratschlägen und Maßregelungen“ durch Katzian. „Die Rezession in Teilen der Wirtschaft ist echt und muss dringend eingedämmt werden“, so Egger.

Von Seiten der Politik wünscht sich UNOS-Bundessprecher Michael Bernhard, dass sich Katzian mit den Vorschlägen des Wirtschaftsflügels der NEOS auseinandersetzt. „Entgegen den Ansichten Katzians gibt es sehr wohl Möglichkeiten für die Senkung der Lohnnebenkosten und die liegen auch schon lange am Tisch“, so Bernhard.