Wie sich die Zeiten ändern. Im Vorjahr war das um viele Millionen Euro angeschaffte Covid-Medikament Paxlovid ein Ladenhüter, nun sind mancherorts, scheinbar plötzlich, die Vorräte aufgebraucht. Und das inmitten einer enormen Infektionswelle. Wie konnte das passieren?

Zunächst, eine mangelnde Verfügbarkeit dürfte in erster Linie in Wien bestehen. In der Steiermark sei das Arzneimittel nur in einzelnen Apotheken vergriffen, heißt es aus dem Büro des neuen Gesundheitslandesrates Karlheinz Kornhäusl (ÖVP). Ähnlich die Information aus Kärnten. Man habe aber vorsorglich beim Gesundheitsministerium Rückfrage gehalten. Auch beim Ministerium wird darauf verwiesen, dass das Medikament nur regional nicht vorrätig sei und nun Umschichtungen vorgenommen würden.

Österreich erhielt 180.000 Packungen Paxlovid

Das Gesundheitsministerium hatte im Jahr 2022 das vom Pharmariesen Pfizer hergestellte Präparat beschafft. Wie bei der Impfung hatten die EU-Mitgliedstaaten gemeinsam eine Großbestellung aufgegeben, Österreich erhielt 180.000 Packungen. Gemeinsam mit dem seit heuer nicht mehr zugelassenen zweiten Covid-Medikament (Lagevrio) musste die Republik insgesamt 223 Millionen Euro an die Hersteller überweisen.

Die Nachfrage nach Paxlovid war zu Beginn bescheiden. Zum einen bietet auch die Impfung, ähnlich wie das Medikament, Schutz vor schweren Verläufen. Andererseits gilt Paxlovid als nicht gerade nebenwirkungsarm, zudem wurden etliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beschrieben. Dass die üppigen Vorräte da und dort zur Neige gehen könnten, hatte man ganz offensichtlich nicht auf dem Schirm. Es dürfte sich aber auch um einen Fehler im System handeln.

Wien mit Abgabe großzügiger

Der Großhandel hatte den Großteil der Lieferung – einige Zehntausend Dosen gingen auch an die Krankenhäuser – auf seine 23 Standorte in ganz Österreich verteilt. Die Apotheken bestellten bei diesen dann nach Bedarf. Monatsweise, aber mit einigen Wochen Verzögerung aufgrund der Auswertung erhielt das Ministerium eine Gesamtschau der Nutzung. Bis Ende Oktober waren 110.000 Packungen abgegeben worden. Das sollte reichen, da das Arzneimittel ab Februar 2024 in den Erstattungskodex der Sozialversicherung aufgenommen wird und dann, wie alle anderen Medikamente auch, vom Großhandel direkt von den Herstellern bezogen wird. Für Paxlovid wird Rezeptgebühr fällig.

Obwohl schon zu Beginn der für Coronafragen zuständigen Gecko-Kommission aufgefallen war, dass die Abgabe nicht einheitlich gehandhabt wurde und Wien sehr großzügig war, wurde offensichtlich nicht oder jedenfalls zu wenig auf die regional unterschiedliche Nachfrage geachtet. Die Apotheken selbst geben es nur ab und bestellen wieder, wenn der Vorrat zur Neige geht. Der Großhandel liefert, solange der Vorrat reicht, fühlt sich aber wegen der Bundesbeschaffung – noch – nicht zuständig. Beim Ministerium wiederum achtete man auf die Gesamtzahlen. Das Ergebnis: In Wien, wo das Medikament über 1450 geordert werden konnte, ist Paxlovid nun in vielen Apotheken vergriffen – inmitten einer enormen Welle.

Auf der Suche nach lagernden Packungen

Nun wird versucht, umzuschichten. In vielen der 1300 öffentlichen Apotheken werden noch Packungen lagern. Nur in welchen? Auch der Großhandel hat noch einige Vorräte in einigen seiner Standorte, aber offenbar nicht mehr in Wien. Zudem werden auch die Spitalsapotheken angezapft. Das Ministerium prüft auch noch eine weitere Bestellung bei Pfizer, allerdings ist ab Anfang Februar ohnehin der Großhandel zuständig, wenn Paxlovid dann zum „normalen“ Medikament wird.