Sechs Monate sind im Leben eines Kindes eine lange Zeit, wichtige Entwicklungsphase können in eine solche Spanne fallen. „Wenn jetzt aber die Wartezeit auf eine Ergotherapie sieben Monate beträgt, dann werden hier Chancen vergeben, rechtzeitig einzugreifen“, sagt Caroline Cullen, Geschäftsführerin der österreichischen Kinderliga. Als solche hat sie am Mittwoch den 14. Jahresbericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich präsentiert.

Hauptaugenmerk wurde in diesem Jahr auf Ergotherapie, Physiotherapie sowie Logopädie gelegt. Im Detail betragen die Wartezeit auf kassenfinanzierte Therapiestunden im Bereich der Ergotherapie durchschnittlich sieben Monate, bei der Logopädie sind es rund sechs Monate, braucht ein Kind einen Physiotherapieplatz, so beträgt die Wartezeit vier Monate.

Die Steiermark ist eines jener Bundesländer, in der der Bedarf an zusätzlichen Stundenkontingenten besonders ausgeprägt ist. So werden in keinem Bundesland weniger Logopädiestunden verrechnet, als in der Steiermark. Zum Vergleich, Kärnten liegt hier im österreichischen Vergleich auf dem guten zweiten Rang.

„Das hat mit Chancengleichheit kaum etwas zu tun“

Und es zeigt sich, dass die Versorgungslage in Österreich nicht nur unzureichend, sondern auch ungleich verteilt ist. Demnach sind die Angebote regional äußerst unterschiedlich verteilt und auch nicht am Bedarf orientiert, wenn man Gesundheitsrisiken wie Armutsgefährdung, geringeres Bildungsniveau und ähnliches berücksichtig. „Manche Eltern versuchen über Zuzahlung bei einem Wahltherapeuten schneller einen Termin zu bekommen“, sagt Cullen. „Das kann sich aber nicht jede Familie leisten, das hat mit Chancengleichheit kaum etwas zu tun.“

Denn: Über ein Fünftel aller armuts- und ausgrenzungsgefährdeten Menschen in Österreich sind Kinder - insgesamt rund 353.000 Betroffene im Alter von null bis 17 Jahren. Sie haben demnach deutlich weniger gute Startchancen. „Kinder und Jugendliche sind stark belastet, sie brauchen unsere Unterstützung“, sagt Cullen. Dewegen fordert die Kinderliga ein Kinderministerium und eine Kindermilliarde für den Ausbau der mangelnden Versorgung.