Ehrenwerte übergangene und unterrichtete Übergangs-Untertanen!
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Die historische Dreikanzlerwoche entpuppt sich als „Zwei-Kanzler-und-eine-Kanzlerin-Woche“: Am Montag führte noch Sebastian Kurz die Regierung, am Dienstag Hartwig Löger und am Donnerstag Brigitte Bierlein. Puristen werden entgegnen, das stimme nicht, weil Bierlein noch nicht angelobt ist. Antwort: Ja, eh. Spielt aber keine Rolle. Das Land hat in den letzten Tagen so viele An- und Abgelobungen gesehen, dass wir die Lage nicht noch weiter verkomplizieren wollen. In 50 Jahren wird Löger vermutlich sowieso die 1-Million-Euro-Frage im Fernsehquiz sein.

Bierlein ist eine versierte, bewährte und umsichtige Frau, man wünscht ihr das Beste und darf ihr zutrauen, das Intermezzo souverän zu bewältigen. Wir beleuchten in der Printausgabe den beeindruckenden Lebensweg der neuen Regierungschefin. Und ja, sie ist die erste Frau in diesem Amt, nach 100 Jahren Frauenwahlrecht, spät aber doch, man darf es anmerken. Breite Elogen sind darob nicht angebracht. Ihr Morgenpostler hat sich stets Verhältnisse gewünscht, in denen das Geschlecht für die Funktion keine Rolle spielt. 2019 sollte es dann allmählich so weit sein. Also: wohlwollende Gelassenheit.

So, das war der ernsthafte Teil. Aber auch kabarettistisch sind es Festwochen, das sollte man würdigen. Die K.O.-Alition ist die neue Regierungsform am Tollhausplatz. Es geht drüber und drunter, aber eine Übergangsregierung ist noch kein Untergang. Kurz vor seiner Abwahl versprach Kurz das Äußerste: Wenn man ihn im Amt lasse, werde er drei Monate lang nicht regieren, zumindest nicht echt. Mehr kannst du nicht verheißen in Österreich. In einem Land mit chronischer Reformallergie ist dies das maximale Anti-Ab-Wahlversprechen. Doch nicht einmal das hat dem Va-Regierungsbanque-Spieler geholfen. Die Opposition hat die Ballhaus-Route geschlossen, eine Amtszeit-Obergrenze eingeführt und die Verantwortung abgeschoben. Alle Minister wurden zack, zack, zack ins Ausreisezentrum gesteckt, sie mussten durch die Tapetentür mit Seitenteilen. Macht aber nichts, weil Amtsbonus wäre es diesmal eh keiner geworden. Dabei wollte nur ein Zahntechniker eine Krone verkaufen, wobei drei Zacken aus der Krone gefallen sind. Vorteil für Kurz: Er wurde abgewählt, braucht sich also im Wahlkampf nicht mehr „gewählt“ auszudrücken.

Und von der „größten Steuerreform aller Zeiten“ bleibt immerhin übrig, dass man heuer die gesamte Regierung absetzen kann.

Einen durchlüfteten, möglichst windows-freien Fenstertag wünscht