Paul Pizzera gibt in der Steirer-Crime-Comedy "Pulled Pork" sein Schauspieldebüt – und stand dabei erstmals gemeinsam mit Otto Jaus vor der Filmkamera. Als "Cuvée aus Neugier und Arroganz" bezeichnete Pizzera bei einer Pressekonferenz am Dienstag anlässlich der heutigen Premiere des turbulent-rasanten Streifens seine Motivation. Regisseur Andreas Schmied denkt unterdessen bereits an eine mögliche Fortsetzung: "Es gibt definitiv Pläne, wie es weitergeht", sagte er.

An der Seite von Pizzera und Jaus ist auch Schlagerstar Melissa Naschenweng in ihrer ersten Filmrolle zu sehen. "Ich freue mich riesig, das wollte ich immer schon einmal machen", sagte Naschenweng im Interview mit Cineplexx. Die Anfrage sei damals völlig überraschend gekommen. Gezögert habe sie keine Sekunde und sofort zugesagt. Im Film schlüpft der Schlagerstar in die Rolle der Polizistin Trixi Mooswalder. "Ich fühle mich in einer Uniform sehr wohl", verrät Naschenweng, die hofft, dass es nicht ihr einziger Kinofilm bleiben wird.

Die Story um zwei verkrachte, im Waisenhaus aufgewachsene Freunde (Pizzera und Jaus), die das Verschwinden ihrer Ziehschwester klären wollen und sich mit einem korrupten Bürgermeisterkandidaten (Gregor Seberg) in Graz anlegen, sei nicht von Beginn auf das erfolgreiche Musikkabarettduo ausgelegt gewesen, betonte Schmied. "Zuerst war die Idee da, die ich mit meiner Frau entwickelt und zunächst liegen gelassen habe", so der Regisseur und Drehbuchautor, weil ihn die Erzählweise der Geschichte vor eine Herausforderung gestellt habe.

Hals über Kopf

Dann drehte Schmied mit Jaus den Film "Hals über Kopf", man verstand sich dabei "wahnsinnig gut", erzählte Schmied. Da habe er sich gedacht: "Warte mal, in der anderen Geschichte gibt es doch eine zweite männliche Hauptfigur." Also rief er Jaus an und fragte: "Du, glaubst, kann der Paul schauspielen?" Erste Reaktion des 40-Jährigen: "Aber so was von!"

Über sein Debüt im Genre Film sagte Pizzera: "Durch diesen wunderbaren Cast, der mich liebvoll und behutsam aufgenommen und mir gut zugesprochen hat, war die Challenge nicht so wahnsinnig groß." Große Veränderungen wollte und musste man am Skript keine vornehmen, bekräftigte das eingespielte Duo: "Es waren mehr so gewisse One-Liner und vielleicht einzelne Idiome, Vokabel, die wir austauschen durften."

Man verfügte über ein "klassisches österreichischen Budget", sagte Schmied. 2,7 Millionen Euro betrug dieses, ergänzte Produzentin Loredana Rehekampff, "hauptsächlich Fördergelder". Es sei möglich gewesen, einen "großen Film" nach seinen Vorstellungen zu machen, so der Regisseur. "Das war viel Arbeit", gespart wurde "immer wieder bei den Drehtagen".

Gespart wurde auch bei den Stuntmen, hieß es scherzhaft: "Ich bin mit Kehlkopfquetschung, Steißbeinprellung und Muskelfaserriss im Oberschenkel nach den sechs Wochen ausgestiegen. Aber jetzt bin ich sehr froh, dass ich Tom-Cruise'esk sagen kann, ich hab' alles selber gemacht", grinste Pizzera. Auch Elisabeth Kanettis, im Film die schwangere Freundin von Jaus, legte einen Stunt hin: "Ich kann nicht Mopedfahren", gestand sie. In einer Szene musste sie aber auf "einer sehr fragilen, kleinen Maschine" mit Silikonbabybauch und ihrer Film-Mama am Sozius auf Verfolgungsjagd gehen.

Der Steirer Dialekt

Für andere stellte die Sprache – fast durchgehend steirischer Dialekt – eine Herausforderung dar. "Es war eine schwere Geburt, ich musste fast den gesamten Film nachsynchronisieren, weil der Dialekt oft vernuschelt war", erzählte Valerie Huber, im Film eine Polizistin. Für Schmied war es "wahnsinnig wichtig", auf Hochdeutsch zu verzichten. "Ich bin Steirer, am Land aufgewachsen und habe mir immer gewünscht, dass es coole Filme gibt, in denen die Leute so reden wie wir."

An mögliche (sprachliche) Probleme mit der Vermarktung außerhalb Österreichs habe man keine Gedanken verloren, betonte Rehekampff: "Der Film ist für das österreichische Publikum und für den heimischen Markt hier. Wenn das Ganze nach außen strahlt, freut uns das, aber das war nicht unser Ziel." Gregor Seberg assistierte: "In Amerika werden extra Dialekte antrainiert, damit in jedem Film viele vorkommen. Und bei uns wollte man Einheitsbrei schaffen, was völliger Schwachsinn ist."

Seberg darf in "Pulled Pork" richtig schmierig und hinterhältig agieren. Ob ihm das Freude gemacht habe? "Ich spielte lange Zeit einen vermeintlich Guten im österreichischen Farbfernsehen. Es hat mich nicht geläutert", lautete seine augenzwinkernde Antwort. "Die sogenannten Bösen haben viel mehr Bezug zur Realität als die sogenannten Guten. Weil es keine Guten in Wirklichkeit gibt, die sind nur falsch abgebogen, die wollten eigentlich auch bös sein und reich werden."