Es gibt Lebensmittel, die liebt oder die hasst man. In der Wissenschaft heißen sie schlicht "polarisierende Lebensmittel". Und polarisieren, das tut er seit jeher, der Rhabarber. Auf Lateinisch heißt er schon Rheum rhabarbarum, was übersetzt wenig vorteilhaft so viel bedeutet wie "Fremde Wurzel". Ursprünglich kommt er nämlich aus dem Himalaja. In unseren Breitengraden kennt man ihn vor allem als Kompott oder im Streuselkuchen. Ruhm und Glorie, wie etwa dem Spargel, sind ihm kaum vergönnt.

Video: So einfach macht Armin Rauscher Rhabarber zum Genuss

Das ist beispielsweise in England komplett anders. Im Norden des Landes befindet sich nämlich das sogenannte "Rhabarber-Dreieck". In Yorkshire gibt es eine Region, die speziell für seinen frühen Rhabarber bekannt ist. Diese Rhabarber-Stängel sind sogar Träger des "Geschützte Herkunft"-Titels der Europäischen Kommission. Wie etwa Parmaschinken aus Italien, Steirisches Kürbiskernöl oder Gailtaler Almkäse.

Fest steht: Das lange fast vergessene Gemüse erlebt seit Jahren eine beachtliche Renaissance. Spitzenköche preisen die Vorzüge des Rhabarbers, der nicht mehr nur in Kuchen landet, sondern auch auf Tellern zu Ente, Lamm oder Fisch. Und auch immer mehr experimentierfreudige Hobbyköche erweitern ihr Repertoire über Kompott hinaus.

Dem nicht genug: es gibt sogar Gummibärchen mit Rhabarbergeschmack. Der absolute Ritterschlag für die aromatischen Stängel kam allerdings im Jahr 2016: Die Luxusmarke Hermès brachte nämlich ein "Eau de rhubarbe" heraus. Quasi eine Hommage an die "Zwiegestalt des Rhabarbers". Experten waren sofort einhellig der Meinung: "Ein Duft mit hohem, jedoch ungefährlichem Suchtpotenzial."

© Markus Traussnig

Fan der aromatischen Stängel ist auch der Kärntner Koch Armin Rauscher. Vor knapp einem halben Jahr eröffnete er in Villach das Restaurant Aurea. Der talentierte Küchenchef kann bereits auf eine beachtliche Karriere zurückschauen. Jahrelang war er in Deutschland, Wien und der Schweiz tätig. Darunter auch als Sous Chef im 2-Sterne-Restaurant Ecco in Zürich. Jetzt ist er wieder zurück in der Heimat und hat sich seinen Traum vom eigenen Restaurant verwirklicht.

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Bei seinen Lebensmitteln setzt er natürlich auf Qualität und Nachhaltigkeit. Und kombiniert die spannendsten Produkte mit einer erfrischenden Leichtigkeit. Den Suchtfaktor am Rhabarber hat auch Rauscher entdeckt: "Sein Geschmack ist erquickend fruchtig. Von sehr angenehmer, überhaupt nicht furchteinflößender Säure. Man kann sich, so wie bei unserem hier vorgestellten Gericht, sogar den Essig ersparen."
Passend zur Saison hat Rauscher den Rhabarber mit Spargel gepaart. "Den letzten Kick gibt bei diesem einfachen frühsommerlichen Gericht ein Buttermilch-Dressing." Eine Variante, die Sie unbedingt einmal nachkochen sollten.