Achtung, hier geht’s um einen Italiener ohne Pizza. Also für alle, die Dolce Vita mit Margherita gleichsetzen: Am besten nicht weiterlesen, weil: jetzt geht’s um Fisch, Fleisch und, ja, die wahrscheinlich besten Penne Arrabiata des Landes. Penne Arrabbiata, ganz genau, das wohl uninteressanteste Gericht, das man auf einer italienischen Speisekarte finden kann: Nudeln mit Tomatensauce halt. Haben wir alle im Italienurlaub schon zig mal völlig belanglos serviert bekommen. Dabei bräuchte man nur ins Restaurant Da Franco ins obersteirische Judenburg einzukehren, um festzustellen: Nudeln mit Tomatensauce, das kann ja was, und wie!

Von der Fischsuppe ganz zu schweigen. Ja, eigentlich ist sie der heimliche Star hier. Vom Tisch hinter uns erfahren wir, dass sie „die beste weit und breit“ sein soll. Gut, wie viele Restaurants im Murtal wirklich Fischsuppe servieren, weiß ich nicht genau, aber die Zahl dürfte sich in Grenzen halten. Wir bestellen sie in kleiner Ausführung um 8,50 € (die große Portion kostet 13,50 €). Und weil es vom Herrn an der Theke, der sich mit einem kleinen Moretti von Italo-Schlagern berieseln lässt, heißt, seine ganze Familie schwöre auf die Penne Arrabbiata, bestellen wir auch die.

Calamari auf Salat mit herzhafter Vinaigrette
Calamari auf Salat mit herzhafter Vinaigrette © Lucas Palm

Zuerst einmal die Fischsuppe: Ein Löffel genügt, um zu verstehen, warum sie so beliebt ist. Im rötlichen Sud – die Menge an Tomaten darin sorgt schlicht und ergreifend für das perfekte Säurespiel – schwimmt allerhand Meeresgetier. Miesmuscheln über Garnelen bis hin zu festem Fleisch wie das vom Wolfsbarsch versorgen den Sud mit einer milden Jodigkeit. Angenehm scharf ist das alles außerdem. Und knackig frisch auch, dafür sorgen feingehackte Karotten- und Frühlingszwiebelstückchen. Als jemand, der die kleine Variante dieser Suppe bestellt hat, empfehle ich: Unbedingt die große nehmen! Klar, vielleicht ist der Hunger dann etwas kleiner, wenn es an die Hauptspeise geht. Aber es lohnt sich.

In diesem Fall kam mir aber die – für heutige Verhältnisse erstaunlich große – Portion Penne Arrabbiata (9,50 €) gerade recht. Und auch hier: Vollstes Verständnis für den Hype vonseiten des Herrn an der Theke (der leider schon weg ist, ich hätte mich gerne bedankt, aber ein Moretti ist doch immer schnell ausgetrunken). Wie geht das, eine Arrabbiata so hinzukriegen? Der Patrone sagt: Chilli in Olivenöl pürieren und diese Emulsion in die Sauce unterrühren. Ist sicher nicht falsch, aber das allein ist es natürlich nicht: Die Sauce an sich hat’s nämlich auch in sich: Vor allem der feingehackte Paprika und der grüne Staudensellerie geben dem ganzen Gericht einen gemüsigen Kick, der schön mit der Schärfe harmoniert. Penne sind al dente, vom geriebenen Parmesan gibt’s nicht zu viel und nicht zu wenig, wunderbar ist das.

Crème brûlée als süßer Abschluss.
Crème brûlée als süßer Abschluss. © Lucas Palm

Genauso übrigens wie die gegrillten Calamari auf Salat (13 €): viel Grün, herzhafte Vinaigrette, die Calamari kross angebraten, rote Zwiebel dazu. Das alles ergibt mit dem Weißbrot, das sowieso immer auf dem Tisch steht, ein spielerisch leichtes Hauptgericht. Der Desserteller reicht – übrigens genauso wie der Teller mit der Vorspeisenvariation – für zwei: Tiramisu, Profiterol und eine wirklich himmlische (Crême brûlée-Liebhaber aufgepasst!) Creme Caramel. Und jetzt: Einen doppelten Espresso, bitte. Und einen Grappa – Grazie!