"Darmkrebs bei Menschen unter 45 Jahren wird häufiger, das wurde in Studien erhoben“, sagt Patrizia Kump, Darmspezialistin an der Med Uni Graz. Es hat sich außerdem gezeigt, dass es sich bei diesen Fällen um eine spezielle, aggressive Form von Darmkrebs handelt, die auch bestimmte genetische Veränderungen im Tumor zeigt.

Noch gibt es viele Fragezeichen um diesen sogenannten sporadischen Darmkrebs des jungen Patienten, es gibt keine familiäre Vorbelastung, keine entzündlichen Darmerkrankungen. „Vermutet wird ein epigenetischer Zusammenhang“, sagt Kump – das bedeutet, dass in der Tumorzelle eine gewisse Genetik vorhanden ist, Umweltfaktoren führen dann dazu, dass ein Tumor entsteht.

Bakterien im Darm

Die große Frage ist nun: Welche Umweltfaktoren sind entscheidend? „Bisher gibt es nur Hypothesen“, sagt Kump – eine besagt, dass die Bakterien im Darm ein entscheidender Faktor sein könnten. In Versuchen hat sich gezeigt, dass sich rund um Krebsvorstufen andere Bakterien ansiedeln als im Rest des Darms.

„Welche Bakterien dazu beitragen, wissen wir aber noch nicht“, sagt Kump. Bekannt ist aber auch: Immer mehr Menschen leiden an einer Dysbiose im Darm. Dabei herrscht ein Ungleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Keimen. Die Ursachen für diese Disba­lance: Ernährung, vermehrte Hygiene, Antibiotika-Einsatz, all das wird diskutiert.

Rotes Fleisch meiden

Unsere Bakterien im Darm essen, was wir essen – daher wird der Ernährung eine zentrale Rolle in der Zusammensetzung des Mikrobioms zugesprochen. „Die Empfehlungen für die Krebsvorsorge lauten: Ballaststoffreich essen, rotes Fleisch, Alkohol und Nikotin vermeiden“, sagt Kump. Studien haben bereits gezeigt: Männer sollten schon ab dem 45. Lebensjahr zur Darmkrebsvorsorge und nicht, wie heute vorgesehen, erst ab dem 50. Lebensjahr. Frauen entwickeln Darmkrebs tendenziell später.

„In den USA wird Männern die Vorsorge schon ab 45 empfohlen, in Österreich gibt es noch keine Konsequenz aus diesen Erkenntnissen“, sagt Kump. Diese sogenannte Vorsorge-Koloskopie ist noch immer mit Ängsten verbunden – völlig zu Unrecht. „Vor der Vorsorge-Darmspiegelung muss sich wirklich niemand fürchten“, sagt Kump – durch Medikamente schläft man vor der Untersuchung ein, wacht danach wieder auf und spürt nichts. Unangenehm kann die Vorbereitung auf die Untersuchung sein: Der Darm muss entleert werden.

„Für das gleiche Prozedere zahlt man in Ayurveda-Kuren viel Geld, bei uns bekommt man es gratis“, sagt Kump lachend.