Florian Krammer und Peter Palese können vielversprechende Ergebnisse ihres Impfstoffkandidaten gegen Sars-CoV-2 vermelden. Im Rahmen einer in Thailand durchgeführten klinischen Studie bauten die Versuchspersonen nach Gabe des neuen Vektor-Impfstoffes NDV-HXP-S einen vergleichbar hohen Antikörperspiegel auf, wie es Personen taten, die das Biontech-Pfizer-Vakzin erhielten.

Das Besondere an dem Impfstoff des Teams rund um die beiden österreichischen Forscher, die an der Mount Sinai School of Medicine in New York tätig sind, ist, dass es sich um ein sehr kostengünstiges Präparat handelt. Diesen Vektor-Impfstoff können Länder selbst unter einer humanitären Lizenz herstellen. Eine Dosis soll weniger als einen Dollar kosten.

Bei NDV-HXP-S handelt es sich um einen Impfstoff, bei dem eine Version des Spike-Proteins des Sars-CoV-2-Erregers über ein anderes Virus in den Körper gebracht wird. Hergestellt wird es, wie Krammer im Interview mit der Kleinen Zeitung erklärt hat, aus Hühnereiern: "Dieser Impfstoff basiert auf dem Newcastle-Disease-Virus. Dieses Virus verursacht Erkrankungen bei Hühnern, und dagegen gibt es einen Impfstoff. Wir haben diesen Lebendimpfstoff so modifiziert, dass auf der Oberfläche des Virus das Spike-Protein von Sars-CoV-2 eingebaut wird", erklärt Krammer. Und weiter: "Das Besondere ist, dass das Newcastle-Disease-Virus sehr gut in Hühnereiern wächst – wir kennen das auch von Influenzaimpfstoffen, die ja auch in Hühnereiern hergestellt werden."

Zwei Impfstoff-Varianten

Der auch nasal verabreichbare Impfstoff wird seit einiger Zeit in den USA, Mexiko, Vietnam, Thailand oder Brasilien erprobt. Tests laufen mit zwei Vakzin-Varianten, einem Lebendimpfstoff und einem mit inaktivierten, veränderten NDV-Viren. Bei der Phase-I-Studie in Thailand erhielten 210 freiwillige Teilnehmer entweder das inaktivierte Vakzin oder ein Placebo. Die Fachleute analysierten dann das Blut der Teilnehmer hinsichtlich der Antikörperspiegel und verglichen es u. a. mit jenem von Personen, die in New York mit dem Biontech-Pfizer-Impfstoff geimpft wurden.

Die Anzahl der Antikörper und die Sars-CoV-2-neutralisierende Aktivität im Blut der mit dem NDV-HXP-S-Vakzin geimpften Personen war laut der weiterführenden Analyse zu der klinischen Studie "vergleichbar" mit jener bei Personen, die den Biontech-Pfizer-mRNA-Impfstoff erhalten haben, heißt es seitens der Forscher um Studien-Erstautor Juan Manuel Carreño. Die durch den neuen Impfstoff aufgebauten Antikörper stürzten sich größtenteils auf die rezeptorbindende Domäne, also jene Region am Spike-Protein, mit der das Virus an menschlichen Zellen andockt. Das Vakzin bringe also im Gegensatz zur mit mRNA-Vakzinen aufgebauten Immunreaktion, bei der Antikörper an mehreren Spike-Protein-Regionen andocken, eine "sehr fokussierte Immunantwort" mit sich.

Auch die geringeren Kosten machen den Impfstoff für Staaten mit niedrigerem Durchschnittseinkommen attraktiv, wie Palese und Krammer in der Vergangenheit mehrfach betonten. Gerade in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern sei es um die Verfügbarkeit von leistbaren Coronaimpfstoffen oft immer noch nicht gut bestellt. NDV-HXP-S könnte hier Abhilfe schaffen. Ein weiterer Pluspunkt sei die Möglichkeit zur nasalen Verabreichung, was zu einem besseren Schutz in den oberen Atemwegen und einer geringeren Virusweitergabe führen sollte. Außerdem muss der Impfstoff nicht tiefgekühlt aufbewahrt werden, schreiben die Wissenschaftler nun.