Experten sind über die Häufigkeit der psychischen Erkrankungen und Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen besorgt. Gerade die Belastungen durch die Folgen der Corona-Pandemie haben sich auf junge Menschen deutlich ausgewirkt. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien forderte anlässlich des Weltgesundheitstages am Donnerstag (7. April) mehr Versorgungsmöglichkeiten. 

Psychische Erkrankungen stellen eine Beeinträchtigung der Körper-Seele-Einheit mit Auswirkungen auf den gesamten Lebenskontext eines betroffenen Menschen dar. Bereits von einem Jahr hat eine Studie der Donau-Uni Krems und der MedUni Wien (rund 3000 Befragte) gezeigt, dass sich die psychische Gesundheit von Schülern durch die Corona-Pandemie massiv verschlechtert hat. Demnach zeigten 56 Prozent der über 14-Jährigen eine depressive Symptomatik, die Hälfte zeigte Angstsymptome. Die Häufigkeit dieser Beschwerden hat sich, wie auch jene von Schlafstörungen, demnach verfünf- bis verzehnfacht. Bereits 16 Prozent haben suizidale Gedanken, auch das ist ein deutlicher Anstieg.

Pandemie erhöht den Druck auf junge Menschen

Nach zwei Jahren Pandemie hat sich die Situation nicht wirklich verbessert. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft beklagte am Mittwoch in einer Aussendung die anhaltend unzureichende psychosoziale und psychotherapeutische Versorgung und bezeichnete die Situation als "prekär". Gesundheit sei der Schlüssel für eine bestmögliche Entwicklung von Kindern, denn sie sei Voraussetzung, Potenzial entfalten zu können, am beruflichen und sozialen Leben teilzuhaben, leistungsfähig zu bleiben und nicht zuletzt am Zusammenhalt der Gesellschaft mitzuwirken. "Ein Kind kann nur dann als psychisch gesund bezeichnet werden, wenn es mit den altersüblichen Lebensbelastungen umgehen kann und weder im sozialen noch im schulischen Umfeld unter Ängsten, Depressionen oder Unsicherheiten leidet", sagte die Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal.

Nach zwei Jahren der Covid-19-Pandemie bedarf es mehr denn je rascher, kostenfreier sowie niederschwelliger Angebote für junge Menschen zur Verbesserung ihrer Gesundheitsversorgung. Der UN-Kinderrechtsausschuss hat sich in seinem jüngsten Staatenprüfprozess Österreichs vom März 2020 – also bereits vor der Coronakrise – besorgt über die Häufigkeit der psychischen Erkrankungen und Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen gezeigt. "Auch für die Psyche braucht es ein Schutzschild, denn solange man leidet, kann man nicht als gesund bezeichnet werden", erklärte der Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs und forderte, die längst fällige Gesundheitsprävention als auch Gesundheitsversorgung für Kinder anzuheben.