„Es ist in vielen Köpfen noch so drin, aber nicht jede Tumorerkrankung ist automatisch ein Todesurteil“, sagt Philipp Jost (Univ-Klinikum Graz/Med-Uni Graz). Denn vor allem in frühen Stadien sei Krebs durchaus heilbar. Neue Behandlungsmethoden, neue Therapieformen zeigen Wirkung. „Wir sind dadurch in einer deutlichen besseren Situation als noch vor zehn Jahren, Therapien können wirklich Lebensqualität verlängernd und auch heilend sein“, sagt der Onkologe in der aktuellen Episode des Medizin-Podcasts „Ist das gesund?“.

Doch trotz der verbesserten Behandlungsmethoden werden die Neudiagnosen in den nächsten Jahren hierzulande zunehmen. Das zeigen Zahlen aus dem Krebsreport 2023, der im Jänner veröffentlicht wurde. Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der Krebskranken in Österreich voraussichtlich auf 460.000 steigen, das sind um 15 Prozent mehr als 2022. Die alljährlichen Neuerkrankungen sollen demnach 2030 bei 50000 liegen. Bei vielen Arten wie bösartigen Tumoren im Magen, Darm, der Lunge bei Männern, Niere und Blase gehe das Erkrankungsrisiko laufend zurück, anders beim Prostatakrebs sowie beim Lungenkrebs von Frauen.

Wiewohl Krebs zahlreiche verschiedene Formen annehmen kann, gibt es Faktoren, die das Risiko, an Krebs erkranken zu können, verringern können, wenn man deren Einfluss minimiert. Zwei solche Faktoren gehen quasi Hand in Hand: ein gesundes Körpergewicht durch ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. In Bezug auf Bewegung kann man sich nach der WHO-Empfehlung richten: Zumindest 75 Minuten Sport bzw. 150 Minuten moderater Bewegung pro Woche sollte man absolvieren. So kann man Übergewicht entgegenwirken, denn dieses gilt etwa als Risikofaktor für Krebsarten, die vorrangig in Darm und Brust auftreten. Auch Alkohol gilt als krebsfördernd.

Zigarette ist der Hauptfaktor für Lungenkrebs

Einer der größten Risikofaktoren ist das Rauchen. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass es bei Lungenkrebs starke Zuwachsraten gibt, vor allem bei Frauen ist seit Jahren eine Zunahme an Neuerkrankungen zu erkennen. Bei Frauen wie auch bei Männern liegen Lungenkrebsdiagnosen hinter Brustkrebs bzw. Prostatakrebs auf Rang zwei. Mittlerweile hat das Lungenkarzinom auch bei Frauen Brustkrebs als häufigste krebsbedingte Todesursache abgelöst. „Die Zigarette ist der Hauptfaktor für die rund 5000 alljährlichen Neuerkrankungen an Lungenkrebs“, sagte Pneumologe Bernd Lamprecht bei der Präsentation einer Umfrage zum Krebsvorsorgeverhalten in Österreich.

Erstaunlich ist das Ergebnis, dass Rauchen bei einem großen Teil der über 1000 Befragten nicht mit einem Krebsrisiko verbunden wurde. 23 Prozent der Befragten ab 16 Jahren gaben an, dass Rauchen kein solche Gefahr mit sich bringe, weitere 15 Prozent entschieden sich für die Antwort, dass es auf die Dosis ankommen würde. Doch Lamprecht rät, erst gar nicht mit dem Rauchen zu beginnen. Das könne aber nur gelingen, „wenn in der Bevölkerung die Zusammenhänge zwischen Tumorerkrankungen und Lebenswandel verstanden werden“, ergänzt Jost.

Der Onkologe weist auf einen weiteren Risikofaktor hin: Sonneneinstrahlung. Dieser werde in Zukunft – Stichwort Klimawandel – noch wichtiger werden. Ein Zuviel an UV-Strahlen kann zum schwarzen Hautkrebs, zum Melanom, führen kann. Umso wichtiger ist eine regelmäßige Kontrolle von auffälligen Muttermalen.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen

Ein weiterer Faktor in Bezug auf Krebsvorsorge sind Vorsorgeuntersuchungen. Bei Frauen ist hier vor allem die jährliche Kontrolluntersuchung bei der Gynäkologin, beim Gynäkologen zu nennen. Hier geht es darum, einerseits mithilfe eines sogenannten PAP-Abstriches Gebärmutterhalskrebs zu detektieren. Als Frau sollte man selbst die Brust nach Knoten bzw. Veränderungen abtasten. Zur Mammografie werden Frauen in Österreich ab 45 Jahren alle zwei Jahre eingeladen. „In bestimmten Fällen ist das auch schon ab 40 Jahren möglich“, erklärt Jost.

Bei Männern ist die Risikoabklärung in Bezug auf Prostatakrebs wichtig und auch in frühen Stadien sehr gut möglich – etwa durch die Messung des Tumormarkers PSA im Blut. In Bezug auf die Darmkrebsvorsorge ist Männern und Frauen „ab 45 Jahren alle sieben bis zehn Jahre eine Darmspiegelung, eine Koloskopie, empfohlen“, sagt Jost.

Vorsorgeuntersuchungen oder auch Screening-Programm wie jenes für Brustkrebs sind deswegen so wichtig, weil sie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Tumore frühzeitig erkannt werden können. Denn in frühen Krebsstadien sind die Heilungschancen besser. Gute Prognosen haben vor allem Krebserkrankungen an Hoden, Schilddrüse und Prostata. Hingegen hat Lungenkrebs eher schlechtere Heilungsprognosen. Das liegt daran, dass Lungenkrebs kaum Frühsymptome hat und aus diesem Grund oft erst sehr spät erkannt wird. „Wir können dann meistens nicht mehr heilen, sondern lediglich versuchen den Tumor zurückzudrängen“, sagt Onkologe Jost.